Nr. 6: CHERRY PLUM - Die Gelassenheitsblüte


Kraftformel:

Ich habe Mut.

Ich öffne mich.

Ich lasse fliessen, was fliessen möchte.

Kurze Charakteristik

Für Menschen, bei denen die Gefahr besteht, daß sie eine Kurz­schluß­handlung begehen oder den Verstand verlieren.

 

Einsatzbereich

Zur Basisbehandlung bei: Seelischem oder emotionalem Überdruck, Prä-Psychosen, Be­ses­sen­heit, Hysterie, Suizidgefahr, Amok-Tendenzen. Alle krankhaften Störungen, die mit Hysterie, Besessenheit oder psychotischem Verhalten einher­gehen oder davon ausgelöst wurden.

 

Im täglichen Leben bei: Überdrehtheit, hyste­rischem Be­nehmen, überschwäng­lichen oder schwer kontrollier-

baren Ge­fühlen, Gefühls­pro­blemen.

 

Ursprung und Bild des Cherry-Plum-Syndroms

Die Anlage besteht in triebhafter, phantasiereicher Emo­tio­nalität einerseits und disziplinierender Vernunft anderer­seits.

 

Bei harmonischer Entwicklung entsteht daraus ein innerlich reicher, lebenskluger Mensch, in dessen Leben Gefühl und Verstand sinnvoll zusammenwirken. Sein Motto lautet: Erst fühlen, dann denken, dann handeln. Da er seine Gefühle, Triebe oder Emotionen versteht und ernst nimmt, können sie sich nicht verselbständigen, zur Hysterie steigern oder in zer­störerischen Überdruck ausarten, sondern setzen sich auf äußerst kreative Weise in einen reichen, lebendigen Lebens­lauf um. Was auch immer der harmonisch entwickelte Cherry Plum-Mensch unternimmt, es hat stets den Tiefgang leben­diger Gefühle und die segensreichen Auswirkungen eines klaren Geistes.  So gleicht er dem umsichtigen Leiter eines Stauwerks, der die Kraft des anströmenden Wassers in Elekrizität verwandelt und bei Hochwasser durch rechtzeitiges Umleiten der Flut verhin­dert, daß der Damm bricht.

 

Unter ungünstigen Bedingungen kann sich aus der wider­sprüchlichen Anlage des Cherry Plum-Menschen statt einer kreativ-lebendigen Lebensweise ein schwerer Konflikt zwischen Unvernunft und Vernunft, Sich-gehen-lassen und Sichbeherrschen, Fühlen und Denken entwickeln. Dabei ver­hindern vernunftbetonte oder moralische Zwänge, daß seine Gefühle, Emotionen oder Triebe sinn- und lustvoll ausgelebt werden. Unter qualvollen inneren Kämpfen stauen sie sich wie Dampf in einem verschlossenen Kessel zu gefährlichem Überdruck und erzeugen ein hochexplosives, psychotisches Potential, das die gesamte geistige Ordnung bedroht. Auf diese Weise kann es zum Cherry Plum-Syndrom kommen, das in der Gefahr besteht, durchzudrehen oder verrückt zu wer­den. Menschen in diesem Zustand fühlen, daß eine Katastro­phe naht, und fürchten mit gutem Grund, daß ihr Verstand – wie die Kesselwand bei der Explosion – zu Bruch gehen wird. Sie ahnen, daß sie, falls sich der psychische Überdruck un­kon­trolliert entlädt, etwas Schreckliches tun müssen: zum Beispiel sich total daneben benehmen, aus der gesellschaftli­chen Ordnung ausbrechen, schwerwiegende Tabus verletzen, ja sogar Selbst-

mord begehen oder Amok laufen. Diese See­len­qual wird noch dadurch erhöht, daß sie ihre Abwehr um so mehr verstärken, je näher die befreiend-zerstörerische Ent­la­dung rückt. Manchmal können sie noch rechtzeitig je-

manden um Hilfe bitten oder selbst nach einem Ausweg aus der Ge­fahr suchen. Oft aber, vor allem, wenn sie relativ unbewußt leben, werden sie ganz von der Furcht vor dem nahenden Zu­sammenbruch beherrscht, so daß sie guten Ratschlägen nicht mehr zugänglich sind und dem Außenstehenden wie beses­sen erscheinen. Man hat das Gefühl, als würden sie dem­nächst durchdrehen.

 

Wirkungsrichtung der Cherry Plum-Essenz

Cherry Plum ist das Mittel gegen psychischen Überdruck. Es ist wie Öl, das die Wogen glättet, und kann in sehr emotions­geladenen Situationen die innere Hochspannung reduzieren oder Psychosen verhindern. Cherry Plum baut innere Konflikte ab, indem es einerseits moralische bzw. rationale Zwänge und andererseits die Intensität von Emotionen und Trieben reduziert. Es ist immer dann hilfreich, wenn jemand merkt, daß seine Verstandes-kontrolle im Rahmen eines stark ge­fühls­geladenen Erlebnisses zu versagen droht, daß er seine Gefühle nicht mehr beherrschen kann oder daß er etwas tun könnte, was er eigentlich nicht will und später wahrscheinlich bereuen wird. Dann sollte es sehr häufig genommen und bei ungenügender Wirkung in verschiedenen Poten-zierungen versucht werden.

 

Psychologisch-therapeutische Anmerkungen

Als Kinder eines überwiegend vernunftbetonten Zeitgeistes meinen wir, wir könnten unser Leben in erster Linie mit dem Verstand meistern, und vernachlässigen oder unterdrücken dabei oft unsere Gefühle, Emotionen und Triebe. Da diese es aber in Wirklichkeit sind, die unser Leben steuern und vorwärtstreiben – und nicht der logische Verstand -, entsteht dadurch ein innerer Konflikt, der um so schwerer ist, je vitaler die behinderten Triebe sind.

 

Hierin besteht das Problem des Cherry Plum-Menschen, der eine sehr spannungsreiche Veranlagung – einerseits eine ausgesprochene Verstandesbetonung, andererseits eine starke Emotionalität – besitzt. Unter dem Einfluß einer Er­ziehung, die Ordnung über Lebensfreude und Vernunft. über Gefühl stellt, unterdrückt er laufend jene Motivationen und Triebe, die seiner individuellen Selbstverwirklichung dienen: seine Sexualität, seine Besitz- und Machtwünsche sowie sein Freiheitsbedürfnis.  Da diese aber bei ihm besonders stark sind und, wie erwähnt, zu den wesentlichen, lebensgestaltenden Kräften gehören, entsteht dadurch ein gefährlicher innerer Überdruck, der unter ungünstigen Umständen – vor allem bei zusätzlicher Gefühlsbelastung – die Verstandes­kontrolle durchbrechen und wie die Wasserflut bei einem zerber­stenden Staudamm die gesunde geistige Ordnung zer-

stören kann. Dabei kann es zu schweren hysterischen Zuständen, Bewußt­seins­trübungen oder Psychosen kommen.

 

Daher müßte die Therapie des Cherry Plum-Menschen darin bestehen, einerseits ganz allgemein seine ver-

standesmäßige Kontrolle zu lockern und ihm andererseits die Berechtigung von Gefühlen, Emotionen und Trieben klarzumachen, so daß er sie so weit, wie es die Umstände erlauben, ausleben kann. Wichtig ist vor allem, daß er zwischen fremder, aufgezwun­gener und eigener, selbstverantworteter Moral zu unterschei­den lernt, damit er sein Leben so gestalten kann, wie es ihm am besten bekommt. Letztlich ist jeder Mensch nur sich selbst verantwortlich, und echte Moral stimmt oft nicht mit der allgemeinen Meinung überein.

 

Wenn wir unter starken emotionalen Druck geraten, müssen wir irgendwie »Dampf ablassen«. Cherry Plum-

Menschen tun dies meist ganz instinktiv, indem sie von Zeit zu Zeit ein bißchen »spinnen«, hysterische Anfälle, Wutausbrüche oder Weinkrämpfe bekommen. Dadurch erfahren sie zwar eine ge­wisse Erleichterung und können bis zur nächsten Krise weiter­leben, geheilt aber werden sie natürlich nicht. Dafür wäre eine Änderung ihrer Grundkonstellation erforderlich, das heißt entweder ein Abbau der rationalen Kontrolle oder eine Reduk­tion der emotionalen Triebkraft. Dies gelingt allerdings nur selten, weshalb Cherry Plum-Menschen meistens psychisch anfällig bleiben.

 

Eine gewisse Stabilität können sie jedoch erreichen, wenn sie sich ihrer persönlichen Problematik (= ange-

borener Konflikt zwischen Gefühl und Verstand) bewußt werden und ein Selbst­verständnis aufbauen, in dem für beide Komponenten genügend Spielraum ist. Wichtig ist dabei auch die Förderung einer größeren geistigen Selbständigkeit, einer eigenen, selbst­verantworteten Moral und einer sensibilisierten Auf­merksamkeit für Störungen des inneren Gleichge­wichtes, damit sie rechtzeitig gegensteuern können.

 

Das Gefühlsleben von Cherry Plum-Menschen gleicht einer reich sprudelnden Quelle, die alles überschwemmt, wenn sie keinen ausreichenden Abfluß findet. Daher sollten sie sich unbedingt in irgendeiner Weise künstlerisch betätigen, um ihren Gefühlen Ausdruck geben zu können und damit einem innerlichen Stau vorzubeugen. Manchmal können sie allein dadurch, daß sie einen unklaren inneren Impuls oder eine unerklärliche Spannung spontan in einem Kunstwerk aus­drücken, den Schlüssel zur Lösung des zugrunde liegenden Konfliktes finden.

 

Häufige Kombinationen mit anderen Mitteln

Agrimony (6+1): Verdrängung erzeugt gefährlichen psychischen Überdruck

Aspen (6+2): Plötzliches Angstgefühl mit Kurzschlußgefahr

Elm (6+11): Am Ende der psychischen und physischen Belastbarkeit

Holly (6+15): Unkontrollierte Wutanfälle

Impatiens (6+18): Präpsychotische Unruhe

Mimulus (6+20): Schwerer Angstkonflikt

Oak (6+22): Durch Leistungsstreß an der emotionalen Zerreißgrenze

Red Chestnut (6+25): Rasendmachende Sorgen

Rock Rose (6+26): Panik mit Gefahr, den Verstand zu verlieren

Rock Water (6+27): Psychose infolge zu starker Selbstunterdrückung

Star of Bethlehem (6+29): Psychose durch seelische Verletzung

Sweet Chestnut (6+30): Verzweiflung durch Emotionsstreß

White Chestnut (6+35): Geistige Besessenheit