Nr. 7: CHESTNUT BUD - Die Lernblüte


Kraftformel:

Ich sehe hin.

Ich höre hin.

Ich lerne.

Kurze Charakteristik

Für Menschen, die schlecht lernen oder immer wieder die gleichen Fehler machen.

 

Einsatzbereich

Zur Basisbehandlung bei: Lernschwäche, Erkennt­nis­schwäche.  Alle krankhaften Störungen, die mit Unauf­merk­samkeit, Lernunfähigkeit oder krankhafter Zerstreutheit ein­hergehen oder davon ausgelöst wurden. Im täglichen Leben bei: Unaufmerksamkeit, Zerstreutheit.

 

Ursprung und Bild des Chestnut Bud-Syndroms

Die Anlage besteht in einer starken Kon­zentrations- und Begeiste­rungsfähigkeit. Bei harmonischer Entwicklung entsteht daraus ein Mensch, der sich mit seinen Erlebnissen und Erfahrungen so gründlich und bewußt aus-

einanderzusetzen pflegt, daß er daraus sinn­volle Konsequenzen für die Zukunft ziehen kann. Das Leben ist für ihn ein dauernder Lernprozeß, in dem er seinen gei­stigen Horizont erweitert und persönlich reift. Dies ist aller­dings nur dadurch möglich, daß er sich nicht in Neben­säch­lichkeiten, Zerstreuungen oder Ablenkungen verliert, sondern sich stets auf das konzentriert, was im Augenblick für ihn wichtig ist. Da er sehr individuell veranlagt oder speziell be­gabt ist, haben viele Dinge, die anderen Menschen wichtig sind, für ihn keine Bedeutung. Er nimmt sie kaum zur Kennt­nis, selbst wenn sie ihm große Vorteile bringen würden, und verfolgt engagiert den Weg, der ihm bestimmt ist, oder be­schäftigt sich nur mit dem, was ihm Freude bereitet. Auf seinem Interessen-gebiet kann er – schon in der Schule – Hervorragendes leisten; manchmal wird er sogar ein großer Gelehrter oder ein gesuchter Experte, der über ein spezielles, wertvolles Fachwissen verfügt. Daß er dafür auf anderen Ge­bieten relativ unwissend ist, stört ihn wenig – falls er es überhaupt zur Kenntnis nimmt.

 

Unter ungünstigen Umständen kann die Fähigkeit, sich auf ein spezielles Gebiet zu konzentrieren, so ausarten, daß er das Interesse an den anderen Lebensbereichen verliert. Dabei wird der Chestnut Bud-Mensch unauf-merksam gegenüber der Realität und unfähig, aus dem, was er erlebt und erfährt, wei­ter­führende Erkenntnisse zu gewinnen. Er wird nicht »aus Schaden klug«, sondern macht immer wieder die gleichen Fehler oder gerät immer wieder in die gleichen unerfreulichen Situationen. Diese Unfähigkeit, die »Schule des Lebens« er­folgreich zu durchlaufen, hat ihre Parallele in einer allgemei­nen Lernschwäche. So ist der Chestnut Bud-Mensch trotz selbstverschuldeter Nachteile und Ärgernisse außerstande, daraus ein für allemal die richtige Konsequenz zu ziehen. Oder er kann sich etwas einfach nicht merken, obwohl es ihm – sei es in Form bestimmter Informatio-

nen, sei es als alltäg­liches Ereignis – wiederholt begegnet: es geht ihm nicht in den Kopf, irgendetwas in ihm sperrt sich dagegen. So macht er auch in seiner persönlichen Entwicklung ungenügende Fort­schritte, wird nicht erfahren oder lebensklug, bleibt in mancher Hinsicht kindlich, unbeholfen, unentwickelt. Eine bekannte Variante des Chestnut Bud-Syndroms ist der »zer­streute Professor«; auf seinem Gebiet eine Kapazität, kommt er mit den einfachsten Lebensum­ständen nicht zurecht und wiederholt stereotyp immer dieselben lächerlichen Fehler. Da sein ganzes Denken sich auf hochkomplizierte Probleme kon­zen­triert, ist darin für die Banalitäten des Alltags kein Raum. Ähnlich ergeht es oft Schülern mit speziellen Begabungen: in ihrem »Hobby« sind sie genial, im übrigen versagen sie.

 

Wirkungsrichtung der Chestnut Bud-Essenz

Chestnut Bud ist das Mittel für geistige Reife und Erfahrung. Es verbessert die Lernfähigkeit, und zwar nicht nur in bezug auf sachbezogenes Wissen, sondern auch in allgemeiner Hinsicht. Es hilft, Erfahrungen zu sammeln und besser mit dem Leben zurecht zu kommen. Der Geist wird offener, die Aufnahmefähigkeit und -bereitschaft wird größer, das Interesse nimmt generell zu. Chestnut Bud ist daher nicht nur für Kinder mit Schulproblemen geeignet, sondern auch für Menschen, die in ihrem Leben ungenügende Forschritte machen und sich immer mit denselben Problemen herum­schlagen müssen. Natürlich erfordern eventuelle organische Stö­rungen, Vitamin-mangel oder chronische Erschöpfung, die auch Ches­tnut Bud-Symptome hervorrufen können, gleich­zeitig eine ent­spre­chende Behandlung.

 

Psychologisch-therapeutische Anmerkungen

Die Lernschwäche des Chestnut Bud-Menschen ist haupt­sächlich durch seine sehr selbstbezogene und gefühls-

betonte Geistesstruktur bedingt. Eigentlich interessiert er sich nur für das, was ihn persönlich bewegt, was seinen individuellen Be­gabungen oder seiner jeweiligen Stimmungslage entspricht. Allgemeines, theoretisches Wissen oder unpersönliche Fakten sind ihm zu nichtssagend und farblos, so daß er sie weit­gehend ignoriert. Es fällt ihm schwer, sich mit etwas zu be­schäftigen, wozu er keine spezielle Beziehung hat. Daher ist seine Lernschwäche auch nicht grundsätzlich krankhaft, son­dern nur ein übertriebenes Persönlichkeitsmerkmal.

 

Lernen ist ein überwiegend subjektiver Vorgang. Es bedeutet, daß wir das behalten, was uns wichtig erscheint, und alle übri­gen Informationen, Eindrücke und Erkenntnisse, die auf unseren Geist einströmen, beiseite schieben. Dabei erweitert sich unser Bewußtsein. Der ideale »Lehrstoff« besteht daher in dem, was für uns selbst bedeutsam ist und uns auch ge­fühlsmäßig berührt. Leb- und sinnloses theoretisches Wissen, das stur eingepaukt und auswendig gelernt wird, ist dagegen höchstens für maschinenhafte, geistlose Tätigkeiten geeignet, ansonsten aber schädlich, weil es in ein blut- und gefühls­armes Leben treibt.

 

Im Prinzip lernt der Chestnut Bud-Mensch in der richtigen Weise, denn er nimmt nur an, was ihn persönlich berührt und interessiert. Sein Problem ist nur, daß er über dem gesteiger­ten Interesse für ein bestimmtes Thema dem Rest, aus dem sein Leben auch noch besteht, nicht genügend Aufmerksam­keit schenkt. Oft besteht die Ursache hierfür darin, daß er, in einem geistig zu engen Milieu aufgewachsen, auch nur einen flachen, einseitigen Geist entwickeln konnte, oder daß er bestimmte Themen mit unerfreulichen Erlebnissen assoziiert. Dies kommt vor allem bei Kindern vor; ihnen wird oft der Lehrstoff durch einen unangenehmen Lehrer oder einen frustrierenden Mißerfolg so verleidet, daß ihre Psyche sich automatisch dagegen sperrt, um nicht mehr daran erinnert zu werden. Lernen muß Spaß machen, wenn es Sinn haben und Erfolg bringen soll. Was Unlust bereitet, wird unbewußt abge­wehrt und kann – wenn überhaupt – nur gegen inneren Wi­der­stand und ohne echten Erfolg »eingehämmert« werden. Daher geht es in der Therapie des Chestnut Bud-Syndroms zunächst um eine Erweiterung der geistigen Offenheit und Steigerung der allgemeinen Aufmerksamkeit. Dazu sollte man versuchen, negative, die Aufnahmefähigkeit blockierende Ge­fühlserinnerungen aufzuar­beiten oder mit Hilfe von erfreu­lichen Erlebnissen, zum Beispiel einem Erfolg, auszulöschen. Kinder, die in der Schule nicht mitkommen, brauchen manch­mal nur einen Wechsel des Lehrstoffs, des Lehr­verfahrens, des Lehrers oder der Schule, um wieder freudig auf­nehmen und lernen zu können; und Erwachsene, die in ihrer Arbeit nicht erfolgreich sind oder immer wieder die gleichen Pro­bleme haben, sollten sich fragen, ob es nicht etwas Inte­res­santeres für sie gibt, oder ob die Lebensumstände, unter denen sie leben, richtig für sie sind.

 

Häufige Kombinationen mit anderen Mitteln

Agrimony (7+1): Lernschwäche oder Unreife aus Drückebergerei

Cerato (7+5): Ratlosigkeit aus Unaufmerksamkeit

Clematis (7+9): Unaufmerksamkeit mit Tagträumereien

Gentian (7+12): Mangel an Aufmerksamkeit führt zu Rückfällen

Honeysuckle (7+16): Unaufmerksamkeit durch nostalgische Träumereien

Scleranthus (7+28): Lernschwäche durch Ablenkbarkeit

Water Violet (7+34): Geistige Verschlossenheit

White Chestnut (7+35): Unaufmerksamkeit durch Zwangsgedanken

Wild Oat (7+36): Fehlendes Lebenskonzept durch Unaufmerksamkeit

Wild Rose (7+37): Unaufmerksam und resigniert