Kraftformel:
Ich fühle mich geborgen.
Ich bekomme.
Ich wachse.
Kurze Charakteristik
Für egozentrische, geltungsbedürftige Menschen, die nicht allein sein können und laufend von sich selbst sprechen.
Einsatzbereich
Zur Basisbehandlung bei: Egozentrik, Eitelkeit, Gefallsucht, krankhafter Eigenliebe, Geltungsdrang, überkompensiertem Minderwertigkeitsgefühl, Furcht vor Alleinsein. Alle krankhaften Störungen, die mit starker Egozentrik, Geschwätzigkeit oder unnormalem Geselligkeitsbedürfnis einhergehen oder durch Demütigung beziehungsweise Ablehnung hervorgerufen wurden. Im täglichen Leben bei: Angeberei, Geltungsbedürfnis, Furcht vor Nicht-Beachtung, Geschwätzigkeit, Einsamkeit.
Ursprung und Bild des Heather-Syndroms
Die Anlage besteht aus einer positiven, aber unsicheren Haltung sich selbst gegenüber und einem starken Kommunikationsbedürfnis.
Bei harmonischer Entwicklung entsteht daraus ein Mensch, der die positive Haltung, die er sich selbst gegen-
über hat, auch auf seine Mitmenschen überträgt. Er verkörpert die Eigenliebe in ihrer reinen, unschuldigen Form – etwa im Sinne des Wortes: »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst«. Weil er sich selbst liebt, kann er auch andere lieben und wird dadurch wiederum würdig, geliebt zu werden: liebenswürdig im eigentlichen Sinne des Wortes. Da er ohne Arg ist, hat er auch keine Furcht vor anderen Menschen und liebt es, mit ihnen zusammen zusein, zu plaudern, seine Gedanken auszutauschen. Dabei macht es ihm Freude, offen sein Herz auszuschütten, in dem, da er zu sich selbst und der Welt ein positives Verhältnis hat, auch nichts ist, was verschwiegen werden müßte. Er freut sich seines Lebens, das für ihn wie ein schönes Spiel ist, und läßt andere daran teilhaben – wenn er jemanden hat, mit dem er verkehren und in dem er sich selbst wiederfinden kann. Würde die Ver-
bindung zu seinen Mitmenschen unterbrochen, so wäre er einsam und unglücklich, was er instinktiv durch sein liebenswürdiges Verhalten verhindert.
Unter ungünstigen Umständen, das heißt: im Ernst des Lebens- und Konkurrenzkampfes, kann diese Anlage ihre spielerische, liebenswürdige Seite verlieren und in eine egozentrische und penetrante Selbstbehauptung aus-
arten.
Die naive Freude an und über sich selbst verzerrt sich dann zum krankhaften Geltungstrieb, zur dauernden Frage nach dem eigenen Wert im Vergleich zu dem seiner Mitmenschen; und die unschuldige Kommunikationsfreude verwandelt sich in aufdringliche Geschwätzigkeit, die vor allem einer – allerdings immer noch relativ naiven – Selbstbeweihräucherung dient. Aus »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst« wird jetzt die vorwurfsvolle Frage: »Wie kann ich dich lieben, wenn du nicht zuerst mich liebst?« Der Heather-Mensch will vor allem beliebt sein und braucht andere, um sich darstellen zu können. Er spricht nur von sich und seinen Problemen oder drängt sich, wenn seine Störung sehr ausgeprägt ist, überall in den Vordergrund, wobei er allen mit seinen ununterbrochenen Berichten von seinen Verdiensten, Vorzügen und Taten auf die Nerven geht.
Man spürt deutlich das unbefriedigte Bedürfnis nach Anerkennung oder Bewunderung – den sogenannten Minderwertigkeitskomplex. Oft ist das Heather-Syndrom bei Kindern sehr ausgeprägt, was zum Beispiel dazu führt, daß sie sich, wenn Gäste kommen, immer auf irgendeine Weise in den Vordergrund spielen. Solches Ver-
halten hat allerdings gerade jene Folge, die der Heather-Mensch am meisten fürchtet: Isolation, Einsamkeit und Demütigung. Weil er seinen Mitmenschen mit seiner ewigen Selbstdarstellung auf die Nerven geht und sie ei-
gentlich nur als Kulisse und Echo für seine eigene Wichtigkeit benützen will, ohne echten menschlichen Anteil an ihnen zu nehmen, verspüren diese keine große Lust auf seine Gesellschaft und meiden ihn. Dies empfindet er – nicht ganz zu Unrecht – als Ablehnung oder sogar als Demütigung, was ihn noch mehr in die gefürchtete Vereinsamung treibt, ihn noch egozentrischer macht, seine Kontakte noch oberflächlicher werden läßt und den Boden für Krankheiten – vor allem der Lunge und des Herzens – bereitet.
Wirkungsrichtung der Heather-Essenz
Heather ist das Mittel gegen Eitelkeit und Geltungssucht. Es hilft beim Aufbau eines natürlichen Selbstwert-gefühls und beim Abbau von Minderwertigkeitsgefühlen. Heather fördert die Fähigkeit, auch andere gelten zu lassen oder auf sie einzugehen, und wirkt gegen Angeberei oder Unbescheidenheit. Vorlaute Geschwätzigkeit ist eine besondere Indikation. Es sollte auch bei allen Krankheiten versucht werden, die die Folge einer Demüti-
gung sind.
Psychologisch-therapeutische Anmerkungen
Das Heather-Verhalten ist ein Produkt ungünstiger Lebensbedingungen, unter deren Einfluß die unbewußte, instinktive Selbstliebe zur konkurrenzbezogenen Geltungs- und Gefallsucht verformt wird. Der Heather-Mensch, der schon in der Kindheit mit Neidern, Eitlen oder Machtgierigen konfrontiert wird, merkt schnell, daß man ihm die Position, die er ansteuert, streitig macht, daß er sich immer wieder durchsetzen oder verteidigen muß. Da aber ein auf Harmonie und Übereinstimmung ausgerichteter Grundton in ihm vorherrscht, läßt er sich nicht auf ein aktives, handfestes Kräftemessen ein, sondern versucht, Wohlgefallen und Beliebtheit – auf die es ihm hauptsächlich ankommt – auf eine eher passive Weise, nämlich durch die bloße Demonstration seiner Vorzüge, zu erringen. Das Heather-Prinzip entspricht im Tierreich dem Pfau, der durch seine – eitel vorgeführte – Schön-
heit alle anderen in den Schatten stellt. Der Pfau hat in seiner Art keinen Konkurrenten, der Mensch aber unend-
lich viele. So wird der Heather-Mensch, solange er sich seiner persönlichen Vorzüge nicht genau bewußt ist, immer wieder das demütigende Gefühl haben, daß andere besser, schöner, klüger oder stärker als er sind.
Wollte der Pfau mit dem Löwen in bezug auf seine Kraft wetteifern, dann bekäme auch er Minderwertigkeits-komplexe. In seiner Unbewußtheit aber sieht er nur sich selbst. Der Mensch kann dies nicht, er ist ja zur Be-
wußtwerdung geschaffen. Er muß seine Vorzüge und Schwächen erkennen und zugleich begreifen, daß er eben-
so einmalig ist wie jeder andere auch und daß in dieser Einmaligkeit das Wesen seiner Schönheit, der Wert seiner Person liegt. Wenn dem Heather-Menschen klar wird, daß er, indem er sich mit anderen vergleicht, keine gültige Aussage über seinen eigenen Wert bekommt, kann er sich besser akzeptieren und sich in seiner Gesamt-
heit lieben. Sein Fehler besteht darin, daß er zu sehr auf Details – zum Beispiel die Augen, die Beine, das Gedächtnis, die Muskelkraft, die Herkunft – achtet und die Persönlichkeit als Ganzes vernachlässigt. Als einmaliges Individuum aber ist jeder Mensch unvergleichlich.
Menschen mit Heather-Mentalität sollten auch beachten, daß jeder Mangel, den sie in irgendeinem Detail auf-
weisen, gleichzeitig durch irgendeinen anderen Vorteil ausgeglichen wird. Sie sollten sich ihr Selbstwertgefühl nicht aus oberflächlichen Einzelaspekten, sondern aus der Gesamtheit und Tiefe ihres ganzen Wesens er-
schließen.
Wenn man in diesem Sinne ein angemessenes Selbstbewußtsein entwickelt hat, braucht man nicht krampfhaft um Anerkennung und Beliebtheit zu betteln (gerade dadurch verscherzt man sie sich), sondern kann in aller Selbstverständlichkeit – wie das unschuldige Tier – auf seine Mitmenschen zugehen, ohne sie zu bedrängen oder gar zu demütigen. Dabei kann man, ohne sich selbst herabzusetzen, auch andere anerkennen und ihnen dann neidlos den Vortritt lassen, wenn sie überlegen sind – nach dem Motto: »Du hast dieses und ich habe jenes«. Nur so ist ein freundschaftliches Miteinander möglich, bei dem jeder in der richtigen Weise zur Geltung kommt.
Häufige Kombinationen mit anderen Mitteln
Chicory (14+8): Die Sucht, geliebt und beliebt zu sein
Honeysuckle (14+16): Eitle Jugendlichkeit
Larch (14+19): Angeberei aus Minderwertigkeitsgefühl
Mimulus (14+20): Aufdringlichkeit aus Furcht vor Einsamkeit
Mustard (14+21): Depression durch Ablehnung oder Einsamkeit
Star of Bethlehem (14+29): Psychisches Trauma durch Demütigung
White Chestnut (14+35): Eitles Zwangsdenken
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