Nr. 14: Heather - Die Identitätsblüte


Kraftformel:

Ich fühle mich geborgen.

Ich bekomme.

Ich wachse.

Kurze Charakteristik

Für egozentrische, geltungs­be­dürftige Men­schen, die nicht allein sein können und laufend von sich selbst sprechen.

 

Einsatzbereich

Zur Basisbehandlung bei: Egozentrik, Eitelkeit, Gefallsucht, krankhafter Eigen­liebe, Geltungs­drang, über­kompensiertem Minderwertigkeits­gefühl, Furcht vor Allein­sein.  Alle krankhaften Störungen, die mit starker Egozentrik, Geschwätzigkeit oder unnormalem Geselligkeitsbe­dürfnis einhergehen oder durch Demütigung beziehungsweise Ablehnung hervorgerufen wurden.  Im täglichen Leben bei: Angeberei, Geltungsbedürfnis, Furcht vor Nicht-Beachtung, Geschwätzigkeit, Ein­samkeit.

 

Ursprung und Bild des Heather-Syndroms

Die Anlage besteht aus einer positiven, aber unsicheren Hal­tung sich selbst gegenüber und einem starken Kommuni­kationsbedürfnis.

 

Bei harmonischer Entwicklung entsteht daraus ein Mensch, der die positive Haltung, die er sich selbst gegen-

über hat, auch auf seine Mitmenschen überträgt. Er verkörpert die Ei­gen­liebe in ihrer reinen, unschuldigen Form – etwa im Sinne des Wortes: »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst«. Weil er sich selbst liebt, kann er auch andere lieben und wird da­durch wiederum würdig, geliebt zu werden: liebenswürdig im eigentlichen Sinne des Wortes. Da er ohne Arg ist, hat er auch keine Furcht vor anderen Menschen und liebt es, mit ihnen zusammen zusein, zu plaudern, seine Gedanken auszutau­schen. Dabei macht es ihm Freude, offen sein Herz auszu­schütten, in dem, da er zu sich selbst und der Welt ein posi­tives Verhältnis hat, auch nichts ist, was verschwiegen wer­den müßte. Er freut sich seines Lebens, das für ihn wie ein schönes Spiel ist, und läßt andere daran teilhaben – wenn er jemanden hat, mit dem er verkehren und in dem er sich selbst wiederfinden kann. Würde die Ver-

bindung zu seinen Mitmenschen unterbrochen, so wäre er einsam und unglück­lich, was er instinktiv durch sein liebenswürdiges Verhalten verhindert.

 

Unter ungünstigen Umständen, das heißt: im Ernst des Le­bens- und Konkurrenzkampfes, kann diese Anlage ihre spie­lerische, liebens­würdige Seite verlieren und in eine egozen­trische und penetrante Selbstbehauptung aus-

arten.

 

Die naive Freude an und über sich selbst verzerrt sich dann zum krankhaften Geltungstrieb, zur dauernden Frage nach dem eigenen Wert im Vergleich zu dem seiner Mitmenschen; und die unschuldige Kommunikationsfreude verwandelt sich in aufdringliche Geschwätzig­keit, die vor allem einer – aller­dings immer noch relativ naiven – Selbstbeweihräucherung dient. Aus »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst« wird jetzt die vorwurfsvolle Frage: »Wie kann ich dich lieben, wenn du nicht zuerst mich liebst?« Der Heather-Mensch will vor allem beliebt sein und braucht andere, um sich darstellen zu kön­nen. Er spricht nur von sich und seinen Problemen oder drängt sich, wenn seine Störung sehr ausgeprägt ist, überall in den Vordergrund, wobei er allen mit seinen ununterbro­chenen Berichten von seinen Ver­diensten, Vorzügen und Taten auf die Nerven geht.

 

Man spürt deutlich das unbefriedigte Bedürfnis nach Aner­kennung oder Bewunderung – den sogenannten Minderwer­tig­keitskomplex. Oft ist das Heather-Syndrom bei Kindern sehr ausgeprägt, was zum Beispiel dazu führt, daß sie sich, wenn Gäste kommen, immer auf irgendeine Weise in den Vordergrund spielen. Solches Ver-

halten hat allerdings gerade jene Folge, die der Heather-Mensch am meisten fürchtet: Iso­lation, Einsamkeit und Demütigung. Weil er seinen Mitmen­schen mit seiner ewigen Selbstdarstellung auf die Nerven geht und sie ei-

gentlich nur als Kulisse und Echo für seine eigene Wichtigkeit benützen will, ohne echten menschlichen Anteil an ihnen zu nehmen, verspüren diese keine große Lust auf seine Gesellschaft und meiden ihn. Dies empfindet er – nicht ganz zu Unrecht – als Ablehnung oder sogar als Demü­tigung, was ihn noch mehr in die gefürchtete Vereinsamung treibt, ihn noch egozentrischer macht, seine Kontakte noch oberflächlicher werden läßt und den Boden für Krankheiten – vor allem der Lunge und des Herzens – bereitet.

 

Wirkungsrichtung der Heather-Essenz

Heather ist das Mittel gegen Eitelkeit und Geltungssucht. Es hilft beim Aufbau eines natürlichen Selbstwert-gefühls und beim Abbau von Minderwertigkeitsgefühlen. Heather fördert die Fähigkeit, auch andere gelten zu lassen oder auf sie ein­zu­gehen, und wirkt gegen Angeberei oder Unbescheidenheit. Vorlaute Geschwätzigkeit ist eine besondere Indikation. Es sollte auch bei allen Krankheiten versucht werden, die die Folge einer Demüti-

gung sind.

 

Psychologisch-therapeutische Anmerkungen

Das Heather-Verhalten ist ein Produkt ungünstiger Lebens­bedingungen, unter deren Einfluß die unbewußte, instinktive Selbstliebe zur konkurrenzbezogenen Geltungs- und Gefall­sucht verformt wird. Der Heather-Mensch, der schon in der Kindheit mit Neidern, Eitlen oder Machtgierigen konfrontiert wird, merkt schnell, daß man ihm die Position, die er ansteu­ert, streitig macht, daß er sich immer wieder durchsetzen oder verteidigen muß. Da aber ein auf Harmonie und Überein­stim­mung ausgerichteter Grundton in ihm vorherrscht, läßt er sich nicht auf ein aktives, handfestes Kräftemessen ein, son­dern ver­sucht, Wohlgefallen und Beliebtheit – auf die es ihm haupt­sächlich ankommt – auf eine eher passive Weise, näm­lich durch die bloße Demonstration seiner Vorzüge, zu er­rin­gen. Das Heather-Prinzip entspricht im Tierreich dem Pfau, der durch seine – eitel vorgeführte – Schön-

heit alle anderen in den Schatten stellt. Der Pfau hat in seiner Art keinen Konkur­renten, der Mensch aber unend-

lich viele. So wird der Heather-Mensch, solange er sich seiner persön­lichen Vorzüge nicht genau bewußt ist, immer wieder das demütigende Gefühl haben, daß andere besser, schöner, klüger oder stärker als er sind.

 

Wollte der Pfau mit dem Löwen in bezug auf seine Kraft wett­eifern, dann bekäme auch er Minderwertigkeits-komplexe. In seiner Unbewußtheit aber sieht er nur sich selbst. Der Mensch kann dies nicht, er ist ja zur Be-

wußtwerdung ge­schaffen. Er muß seine Vorzüge und Schwächen erkennen und zugleich begreifen, daß er eben-

so einmalig ist wie jeder andere auch und daß in dieser Einmaligkeit das Wesen seiner Schönheit, der Wert seiner Person liegt. Wenn dem Heather-Menschen klar wird, daß er, indem er sich mit anderen ver­gleicht, keine gültige Aussage über seinen eigenen Wert be­kommt, kann er sich besser akzeptieren und sich in seiner Gesamt-

heit lieben. Sein Fehler besteht darin, daß er zu sehr auf Details – zum Beispiel die Augen, die Beine, das Ge­dächt­nis, die Muskelkraft, die Herkunft – achtet und die Per­sön­lichkeit als Ganzes vernachlässigt. Als einmaliges Indi­viduum aber ist jeder Mensch unvergleichlich.

 

Menschen mit Heather-Mentalität sollten auch beachten, daß jeder Mangel, den sie in irgendeinem Detail auf-

weisen, gleich­­­zeitig durch irgendeinen anderen Vorteil ausgeglichen wird. Sie sollten sich ihr Selbstwertgefühl nicht aus oberfläch­lichen Einzelaspekten, sondern aus der Gesamtheit und Tiefe ihres ganzen Wesens er-

schließen.

 

Wenn man in diesem Sinne ein angemessenes Selbstbewußt­sein entwickelt hat, braucht man nicht krampfhaft um Aner­ken­nung und Beliebtheit zu betteln (gerade dadurch ver­scherzt man sie sich), sondern kann in aller Selbstver­ständlichkeit – wie das unschuldige Tier – auf seine Mit­menschen zugehen, ohne sie zu bedrängen oder gar zu de­mütigen. Dabei kann man, ohne sich selbst herabzusetzen, auch andere anerkennen und ihnen dann neidlos den Vortritt lassen, wenn sie überlegen sind – nach dem Motto: »Du hast dieses und ich habe jenes«. Nur so ist ein freundschaftliches Miteinander möglich, bei dem jeder in der richtigen Weise zur Geltung kommt.

 

Häufige Kombinationen mit anderen Mitteln

Chicory (14+8): Die Sucht, geliebt und beliebt zu sein

Honeysuckle (14+16): Eitle Jugendlichkeit

Larch (14+19): Angeberei aus Minderwertigkeitsgefühl

Mimulus (14+20): Aufdringlichkeit aus Furcht vor Einsamkeit

Mustard (14+21): Depression durch Ablehnung oder Einsamkeit

Star of Bethlehem (14+29): Psychisches Trauma durch Demütigung

White Chestnut (14+35): Eitles Zwangsdenken