Kraftformel:
Ich bin tapfer.
Ich wage es.
Ich trete vor.
Kurze Charakteristik
Für Menschen, die vor irgend etwas Angst haben oder allgemein zu ängstlich sind.
Einsatzbereich
Zur Basisbehandlung bei: Neigung, sich schnell oder übertrieben zu fürchten. Bei allen krankhaften Störungen, die mit Furcht (bestimmten, definierbaren Ängsten) einhergehen oder davon ausgelöst wurden. Im täglichen Leben bei: Unnötiger Furcht, Ängstlichkeit, Zaghaftigkeit, Schüchternheit.
Ursprung und Bild des Mimulus-Syndroms
Die Anlage besteht in einer großen Empfindsamkeit und Verletzlichkeit.
Bei harmonischer Entwicklung entsteht daraus ein ausgesprochen sensibler und verletzlicher Mensch, der nicht nur Freude, sondern vor allem auch Schmerzen stärker als andere empfindet. Diese ausgeprägte Feinfühligkeit veranlaßt ihn, instinktiv und ununterbrochen alle Lebensumstände daraufhin zu überprüfen, ob sie ihm Leid bereiten könnten.
Sobald etwas unangenehm zu werden droht, ergreift er wirksame Gegenmaßnahmen oder zieht sich geschickt zurück. Auf diese Weise vermeidet er sicher und elegant Schmerzen und Leiden jeder Art. Da man ihm nicht anmerkt, wie aufmerksam er alles, womit er zu tun hat, auf eventuelle Gefährlichkeit untersucht und wie sensibel er darauf reagiert, gilt er allgemein als mutig. Dieser Eindruck wird dadurch verstärkt, daß er auch die Leiden anderer Menschen bekämpft – allerdings vor allem in seinem eigenen Interesse, weil sie ihn genauso stark berühren wie seine eigenen. Unter ungünstigen Umständen kann diese große Empfindsamkeit in übertrie-
bene Ängstlichkeit umschlagen. Statt leiderzeugende Situationen zu vermeiden oder sofort zu neutrali-sieren, erzeugt er sie oft selbst, indem er sich – von früheren schmerzlichen Erlebnissen traumatisiert – immer wieder furchterregende Situationen vorstellt. Diese Gewohnheit verstärkt mit der Zeit seine Furchtsamkeit zu einem allgemeinen, unbegründeten und peinigenden Angstgefühl, das seine Psyche dadurch zu entschärfen versucht, daß sie es rationalisiert und auf bestimmte Umstände oder Objekte bezieht; dadurch läßt es sich wenigstens überschauen und abgrenzen. Dennoch sind auch diese gezielten Ängste sehr quälend, weil übertrieben oder sachlich nicht gerechtfertigt. Typische Mimulus-Menschen fürchten sich fast ständig vor irgend etwas und sind deshalb in ihrer Lebensgestaltung stark eingeschränkt. Abenteuer oder Risiken jeder Art sind ihnen ein Gräuel; alles, was neu für sie ist, jagt ihnen Angst ein. Ihre unkontrollierte, lebhafte Phantasie malt ihnen dabei ständig irgendwelche Schrecken oder Leiden aus, die wie Gespenster vor ihnen stehen und sie immer wieder in den sicheren Winkel ihres gewohnten Lebens treiben. Empfindsame Kindern neigen besonders hierzu, weil sie weder die körperliche noch die geistige Kraft besitzen, sich mit den möglichen Gefahren der ihnen unbekannten Welt auseinanderzusetzen. Manchmal überspielen Mimulus-Menschen ihre Ängstlichkeit durch betont forsches oder sicheres Auftreten, normalerweise aber gehören sie zu jenen, die sich sagen: »Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um!« – statt »Wer wagt, gewinnt!«
In den Mimulus-Zustand können gelegentlich auch mutige Menschen geraten, wenn sie ein bestimmtes, leider-
zeugendes Erlebnis geistig nicht verarbeiten können. Ihr Weltbild wird dann so verzerrt, daß sie – zumindest bei bestimmten Gelegenheiten – übertrieben vorsichtig und ängstlich werden. »Gebranntes Kind scheut das Feuer«, sagt der Volksmund dazu.
Wirkungsrichtung der Mimulus-Essenz
Mimulus ist das Mittel gegen Ängstlichkeit. Es baut reale Ängste ab, fördert die Fähigkeit, Gefahren richtig und vernünftig einzuschätzen, und macht allgemein mutiger. Mimulus sollte als Zusatztherapie immer dann gegeben werden, wenn eine Krankheit durch Angst verursacht wurde oder verstärkt wird. Es ist besonders für Kinder, die sich vor allen neuen Situationen fürchten, geeignet.
Psychologisch-therapeutische Anmerkungen
Wenn sich ein Mensch bedroht fühlt, mobilisiert sein Organismus Energie und gerät in einen Spannungszustand, um ihm Abwehr oder Flucht zu ermöglichen. Gelingt dies, so tritt Entspannung ein. Andernfalls entwickelt sich ein innerer Überdruck, der – je länger er andauert und je stärker er ist – um so mehr innere Enge, das heißt: Angst, hervorruft.
Je nachdem, worin die Bedrohung besteht, lassen sich zwei Formen von Angst unterscheiden:
Dazu bestehen im wesentlichen folgende Möglichkeiten:
Wenn man die Gewißheit besitzt, daß alles in unserer Welt wohlbestellt ist, daß jedes Leid vorübergeht und letztlich heilbringend ist, kann man eine grundsätzlich positive Einstellung entwickeln, aus der heraus man auch, wie bei einer heilenden Operation, Schmerzen auf sich nehmen kann, ohne wirklich zu leiden.
Wichtig ist dabei auch ein vertrauensvolles Verhältnis zum Tod, denn im Grunde spielt er bei jeder Angst eine gewisse Rolle. Der Mensch fürchtet ihn, weil er ihn für den großen, endgültigen Verlust hält, und er fürchtet den Verlust, weil er gewöhnt ist, ihn mit Leiden in Zusammenhang zu bringen: Verlust der Gesundheit bedeutet Krankheit, des Besitzes Armut, des Partners Einsamkeit, des Lebens das Ende. Man muß sich klarmachen, daß Verlust und Tod aber auch – wie beim aus der Asche aufsteigenden Vogel Phönix – Gewinn und Neubeginn bedeuten, wenn auch vielleicht auf einer anderen Seins-Ebene.
Mut besteht nicht darin, sich unüberlegt und tollkühn in Abenteuer zu stürzen, sondern in der Bereitschaft, gegen die eigene Angst zu kämpfen. Mutige Menschen durchleben ihre Ängste bewußt und wagen dennoch das, wovor sie sich fürchten. Die hierzu erforderliche, oft übermenschlich anmutende Kraft entsteht ihnen aus dem Vertrauen in einen überpersönlichen, ewigen Wert – zum Beispiel in eine große, humanitäre Idee, in eine Beru-
fung, in die Weisheit eines letztlich heilbringenden Schicksals oder in einen allmächtigen und wohlwollenden Gott. Der Mimulus-Mensch, der aufgrund seiner Empfindlichkeit so sehr zur Angst neigt, kann, wenn er sich ihr stellt und sich bemüht, sein Leben ohne dauernde Absicherung und Selbstbetrug zu leben, einen ganz außer-gewöhnlichen Mut entwickeln. Seine Schwäche ist, wenn er sie umzuformen versteht, der Grundstoff zu wahrer Stärke.
Häufige Kombinationen mit anderen Mitteln
Agrimony (20+1): Geheime Angst
Aspen (20+1): Totale (undefinierbare) Ängstlichkeit
Beech (20+3): Toleranz aus Ängstlichkeit
Centaury (20+4): Ängstliche Unterwürfigkeit
Cerato (20+5): Ängstliche Unsicherheit
Cherry Plum (20+6): Schwerer Angstkonflikt
Chicory (20+8): Ängstliches Anklammern
Crab Apple (20+10): Übertriebene Angst vor Unsauberkeit
Elm (20+11): Plötzliche Versagensangst
Gentian (20+12): Nachgiebigkeit und Ängstlichkeit
Heather (20+14): Aufdringlichkeit aus Furcht vor Einsamkeit
Holly (20+15): Ängstliche Gereiztheit
Honeysuckle (20+16): Flucht in die Vergangenheit aus Ängstlichkeit
Hombeam (20+17): Versagensängste
Impatiens (20+18): Ängstliche Unruhe
Larch (20+19): Ängstlichkeit durch mangelndes Selbstvertrauen
Olive (20+23): Verängstigt und erschöpft
Pine (20+24): Angst vor Schuld
Red Chestnut (20+25): Ängstliche Überfürsorge
Rock Rose (20+26): Ängstlichkeit mit Paniktendenz
Scleranthus (20+28): Angstbedingte Entscheidungsunfähigkeit
Star of Bethlehem (20+29): Ängstlichkeit durch psychisches Trauma
Walnut (20+33): Beeinflußbarkeit aus Ängstlichkeit
White Chestnut (20+35): Ängstliche Zwangsgedanken
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