Kraftformel:
Ich stehe fest.
Ich weiss, was ich will.
Ich entscheide mich.
Kurze Charakteristik
Für Menschen, denen es schwerfällt, sich zu entscheiden.
Einsatzbereich
Zur Basisbehandlung bei: Entscheidungsschwäche, Inkonsequenz, Unausgeglichenheit, Zerrissenheit, Sprungaftigkeit, Unzuverlässigkeit, Konzentrationsschwäche, wechselhaften Krankheiten. Alle krankhaften Störungen, die mit Entscheidungsunfähigkeit oder Wechselhaftigkeit einhergehen oder davon ausgelöst wurden. Im täglichen Leben bei: Schusseligkeit, Entschlußlosigkeit, Zerstreutheit, Zögern, Ablenkbarkeit, Launen, Gedankenflucht.
Ursprung und Bild des Scleranthus-Syndroms
Die Anlage besteht in einer aufgeschlossenen, interessierten und beweglichen Geistesstruktur mit unterschied-lichen Tendenzen.
Bei harmonischer Entwicklung entsteht daraus ein geistig beweglicher Mensch mit vielseitigen Interessen. Da er an allem gleichzeitig die positive und die negative Seite sieht, kann er nie
ungerecht oder aus einseitiger, eng-
stirniger Motivation handeln. Seine Fähigkeit, jedem unerfreulich erscheinenden Umstand immer gleich den dazugehörenden erfreulichen Aspekt entgegenzusetzen, läßt ihn alles leicht nehmen, so
daß er nur schwer zu erschüttern oder zu erschrecken ist. Seine unkomplizierte, tolerante Art, sein vorurteilsfreies Verständnis für alles, was das Leben mit sich bringt, und sein vielseitiges
Weltbild, in dem jeder und alles Platz hat, machen ihn zum beliebten, unterhaltsamen Zeitgenossen, der seinen Mitmenschen ein lebendiges Beispiel dafür ist, daß »alles nicht so schlimm« ist.
Entscheidungen fallen ihm nicht schwer; er trifft sie mit geradezu spielerischer Leichtigkeit und Sicherheit, da er aufgrund seiner vorurteilsfreien Offenheit einen größeren geistigen Überblick
hat als andere und nicht durch Vorurteile oder Vorstellungen behindert ist. Dabei ist er vor allem in der Lage, sich veränderten Situationen sofort anzupassen und die Prioritäten seines Handelns
jederzeit zu ändern. Falls erforderlich und sinnvoll, revidiert er seine Entscheidungen von einem Tag zum anderen, ohne lange herum-zuzweifeln.
Unter ungünstigen Umständen kann die geistige Vielseitigkeit zu innerer Zerrissenheit und allgemeiner Ent-
scheidungsunfähigkeit entarten. Dies kann so tief gehen, daß nicht nur das bewußte, sondern auch das unbe-
wußte, automatische Agieren und Reagieren durcheinandergebracht werden und jene instinktive Sicherheit untergraben wird, aus der heraus wir den größten Teil unseres Lebens gestalten. Jeder Handlung muß ja – bewußt oder unbewußt – eine klare Entscheidung vorausgehen.
So ist der Scleranthus-Mensch unfähig, schnelle und sinnvolle Entscheidungen zu treffen. Er befindet sich ständig im Spannungsfeld zwischen den vielen, oft gegensätzlichen Aspekten, die er an allem – fast wider Willen – entdeckt, was ihm einseitige, gewissermaßen parteiische Entscheidungen zur Qual macht. Darüber hinaus zwingt ihn seine vielseitige Interessiertheit oft, mehrere Sachen gleichzeitig zu unternehmen, die er dann aber nur bruchstückhaft betreiben kann, was ihn wiederum frustriert. Bei ihm ist das Wort »Weniger ist mehr!« angebracht.
Der Scleranthus-Mensch läßt sich leicht ablenken und kann sich nur schwer – oder gar nicht – auf einen einzigen Gedanken oder eine bestimmte Handlung konzentrieren; ständig kommen ihm neue Ideen. Eine begonnene Arbeit wird ihm schnell langweilig, so daß er, während er noch mit einer Sache beschäftigt ist, in Gedanken bereits die nächste in Angriff nimmt oder zwischen mehreren Projekten hin- und herpendelt. Dieses Durcheinander in seinem Kopf kann sich bis zur Unfähigkeit, einen klaren Gedanken zu fassen, zu Zerstreutheit, Schusseligkeit, Gedankenflucht oder Konzentrationsstörungen steigern, unter denen er dann leidet.
Der Scleranthus-Zustand mit Gedankenblockade oder innerem Chaos tritt gelegentlich auch bei »normalen« Menschen ein, wenn sie eine Entscheidung unter Zeitdruck oder Zwang treffen müssen, zum Beispiel bei Prüfungen. Dabei drängt sich entweder plötzlich die Fülle des Wissen ungeordnet und unübersichtlich ins Bewußtsein, oder die Furcht vor dem Versagen blockiert den geordneten Gedankengang.
Die körperlichen Symptome des Scleranthus-Syndroms sind entsprechend: ständig wechselnde oder wandernde Beschwerden, schwankende Temperaturen, Stimmungslabilität, nicht klar definierbare Krankheitsbilder, Rückschläge in der Genesung.
Wirkungsrichtung der Scleranthus-Essenz
Scleranthus ist das Mittel gegen Unentschiedenheit. Es vermittelt eine gewisse geistige Klarheit und Konsequenz, wirkt gegen Sprunghaftigkeit und geistige Zerrissenheit und fördert die Entscheidungs- und Konzentrationsfähigkeit. Scleranthus ist oft hilfreich bei Krankheiten mit widersprüchlichem Verlauf (zum Beispiel Wechselfieber oder Vikariationen).
Psychologisch-therapeutische Anmerkungen
Sich zu entscheiden bedeutet, sich zu bescheiden. Nur wenn man genügend Bescheidenheit entwickeln kann, um aus den vielen, stets zur Wahl stehenden Möglichkeiten eine einzige auszuwählen, kann
man eine Entschei-
dung treffen. Wer unter der Scleranthus-typischen Entscheidungsschwäche leidet, muß also bewußte Bescheidenheit lernen.
Diese natürliche Bescheidenheit besteht allerdings nicht, wie die moralische Bescheidenheit, darin, verzicht-bereit zu sein und ohne echten Grund, für sich weniger zu verlangen, als man eigentlich möchte, sondern im Gegenteil darin, in anspruchsvoller Bewußtheit aus dem Kuchen der vielen sich bietenden Möglichkeiten die beste Rosine herauszupicken und den Restbeiseitezuschieben. (Diese »beste Rosine« besteht weniger in materiellen Vorteilen als vielmehr in jenen Faktoren, die Wert für unsere Seele besitzen.) Natürliche Bescheidenheit ist ein Element bewußter und gesunder Lebensbewältigung, » moralische« Bescheidenheit dagegen eine lebenswidrige Unwahrheit, da das Leben nie freiwillig auf etwas verzichtet, was es braucht; sie kann höchstens überlegt eingesetzt werden, um in einer Gesellschaft von Besitz- und Machtgierigen zu überleben.
Die Entscheidungsschwäche des Scleranthus-Menschen läßt sich dadurch überwinden, daß er lernt, bewußt Prioriäten zu setzen, das heißt: aus der Fülle der sich bietenden Möglichkeiten oder drängenden Notwendig-keiten jene auszuwählen, die für seine momentane Lebenssituation am sinnvollsten, effektivsten und erfreu-lichsten ist, und alles andere vorerst beseitezuschieben. Dabei sollte er beachten, wohin ihn seine Psyche mit Hilfe seiner Gefühle und Eingebungen führen will. Meist hat der auf bestmögliches Überleben eingestellte Instinkt einen klareren Blick als der durch alle möglichen Fremdeinflüsse konditionierte Verstand.
Manche Scleranthus-Menschen versuchen, ihre Entscheidungsschwäche dadurch zu überwinden, daß sie willkürlich Entscheidungen treffen, hinter denen sie nicht wirklich stehen. Dadurch beseitigen sie ihr Problem zwar äußerlich, verstärken es aber innerlich, weil ihnen dann die Motivation fehlt, Disziplin in der Lebensge-staltung zu lernen.
Für den Scleranthus-Menschen gibt es immer nur momentane, nicht aber endgültige Lösungen. Da sein Lebensweg in einem gewissen Zick-Zack-Kurs verläuft, sollte er versuchen, dessen Abweichungen durch bewußten Überblick auf ein erträgliches Maß zu beschränken, stets aus dem Augenblick zu leben und sein Handlungskonzept ständig den sich verändernden Lebensbedingungen anzupassen.
Häufige Kombinationen mit anderen Mitteln
Aspen (2+28): Entscheidungsunfähigkeit durch unklare Ängste
Cerato (5+28): Unsicherheit mit Entscheidungsschwäche
Chestnut Bud (7+28): Lernschwäche durch Ablenkbarkeit
Clematis (9+28): Entscheidungsschwäche durch Tagträumereien
Gentian (12+28): Rückschläge in der Genesung
Impatiens (18+28): Sprunghaft und ungeduldig
Mimulus (20+28): Angstbedingte Entscheidungsunfähigkeit
Mustard (21+28): Häufige Stimmungsschwankungen
Rock Rose (26+28): Handlungsunfähig durch Panik
Wild Oat (28+36): Innere Zerrissenheit und Lebenskrise
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