Nr. 28: Scleranthus - Die Balanceblüte


Kraftformel:

Ich stehe fest.

Ich weiss, was ich will.

Ich entscheide mich.


Kurze Charakteristik

Für Menschen, denen es schwerfällt, sich zu entscheiden.

 

Einsatzbereich

Zur Basisbehandlung bei: Entscheidungs­schwäche, Inkonsequenz, Unausgeglichen­heit, Zerrissenheit, Sprung­aftigkeit, Unzuver­lässigkeit, Konzentrations­schwäche, wech­sel­haften Krankheiten. Alle krankhaften Störungen, die mit Entscheidungsunfähigkeit oder Wechselhaftigkeit einhergehen oder davon ausgelöst wurden. Im täglichen Leben bei: Schusseligkeit, Entschlußlosigkeit, Zer­streutheit, Zögern, Ablenkbarkeit, Launen, Gedankenflucht.

 

Ursprung und Bild des Scleranthus-Syndroms

Die Anlage besteht in einer aufgeschlossenen, interessierten und beweglichen Geistesstruktur mit unterschied-lichen Ten­denzen.

 

Bei harmonischer Entwicklung entsteht daraus ein geistig be­weglicher Mensch mit vielseitigen Interessen. Da er an allem gleichzeitig die positive und die negative Seite sieht, kann er nie ungerecht oder aus einseitiger, eng-
stirniger Motivation han­deln. Seine Fähigkeit, jedem unerfreulich erscheinenden Umstand immer gleich den dazugehörenden erfreulichen As­pekt entgegenzusetzen, läßt ihn alles leicht nehmen, so daß er nur schwer zu erschüttern oder zu erschrecken ist. Seine un­komplizierte, tolerante Art, sein vorurteilsfreies Verständnis für alles, was das Leben mit sich bringt, und sein vielseitiges Weltbild, in dem jeder und alles Platz hat, machen ihn zum beliebten, unterhaltsamen Zeitgenossen, der seinen Mitmen­schen ein lebendiges Beispiel dafür ist, daß »alles nicht so schlimm« ist. Entscheidungen fallen ihm nicht schwer; er trifft sie mit geradezu spielerischer Leichtigkeit und Sicherheit, da er aufgrund seiner vorurteilsfreien Offenheit einen größeren geistigen Überblick hat als andere und nicht durch Vorurteile oder Vorstellungen behindert ist. Dabei ist er vor allem in der Lage, sich veränderten Situationen sofort anzupassen und die Prioritäten seines Handelns jederzeit zu ändern. Falls erforder­lich und sinnvoll, revidiert er seine Entscheidungen von einem Tag zum anderen, ohne lange herum-zuzweifeln.

 

Unter ungünstigen Umständen kann die geistige Vielseitig­keit zu innerer Zerrissenheit und allgemeiner Ent-

scheidungs­unfähigkeit entarten. Dies kann so tief gehen, daß nicht nur das bewußte, sondern auch das unbe-

wußte, automatische Agieren und Reagieren durcheinandergebracht werden und jene instinktive Sicherheit untergraben wird, aus der heraus wir den größten Teil unseres Lebens gestalten. Jeder Hand­lung muß ja – bewußt oder unbewußt – eine klare Entschei­dung vorausgehen.

 

So ist der Scleranthus-Mensch unfähig, schnelle und sinnvolle Entscheidungen zu treffen. Er befindet sich ständig im Span­nungsfeld zwischen den vielen, oft gegensätzlichen Aspekten, die er an allem – fast wider Willen – entdeckt, was ihm ein­seitige, gewissermaßen parteiische Entscheidungen zur Qual macht. Darüber hinaus zwingt ihn seine vielseitige Interes­siertheit oft, mehrere Sachen gleichzeitig zu unternehmen, die er dann aber nur bruchstückhaft betreiben kann, was ihn wiederum frustriert. Bei ihm ist das Wort »Weniger ist mehr!« angebracht.

 

Der Scleranthus-Mensch läßt sich leicht ablenken und kann sich nur schwer – oder gar nicht – auf einen einzigen Ge­danken oder eine bestimmte Handlung konzentrieren; ständig kommen ihm neue Ideen. Eine begonnene Arbeit wird ihm schnell langweilig, so daß er, während er noch mit einer Sa­che beschäftigt ist, in Gedanken bereits die nächste in Angriff nimmt oder zwischen mehreren Projekten hin- und herpendelt. Dieses Durcheinander in seinem Kopf kann sich bis zur Un­fähig­keit, einen klaren Gedanken zu fassen, zu Zerstreutheit, Schusseligkeit, Gedankenflucht oder Konzentrations­stö­rungen steigern, unter denen er dann leidet.

 

Der Scleranthus-Zustand mit Gedankenblockade oder in­nerem Chaos tritt gelegentlich auch bei »normalen« Menschen ein, wenn sie eine Entscheidung unter Zeitdruck oder Zwang treffen müssen, zum Beispiel bei Prüfungen. Dabei drängt sich entweder plötzlich die Fülle des Wissen ungeordnet und unübersichtlich ins Bewußtsein, oder die Furcht vor dem Versagen blockiert den geordneten Ge­danken­gang.

 

Die körperlichen Symptome des Scleranthus-Syndroms sind entsprechend: ständig wechselnde oder wandernde Be­schwerden, schwankende Temperaturen, Stimmungslabilität, nicht klar definierbare Krankheitsbilder, Rückschläge in der Genesung.

 

Wirkungsrichtung der Scleranthus-Essenz

Scleranthus ist das Mittel gegen Unentschiedenheit. Es ver­mittelt eine gewisse geistige Klarheit und Konsequenz, wirkt gegen Sprunghaftigkeit und geistige Zerrissenheit und fördert die Entscheidungs- und Konzentrationsfähigkeit. Scleranthus ist oft hilfreich bei Krankheiten mit widersprüchlichem Verlauf (zum Beispiel Wechselfieber oder Vikariationen).

 

Psychologisch-therapeutische Anmerkungen

Sich zu entscheiden bedeutet, sich zu bescheiden. Nur wenn man genügend Bescheidenheit entwickeln kann, um aus den vielen, stets zur Wahl stehenden Möglichkeiten eine einzige auszuwählen, kann man eine Entschei-
dung treffen. Wer unter der Scleranthus-typischen Entscheidungsschwäche leidet, muß also bewußte Bescheidenheit lernen.

 

Diese natürliche Bescheidenheit besteht allerdings nicht, wie die moralische Bescheidenheit, darin, verzicht-bereit zu sein und ohne echten Grund, für sich weniger zu verlangen, als man eigentlich möchte, sondern im Gegenteil darin, in anspruchsvoller Bewußtheit aus dem Kuchen der vielen sich bietenden Möglichkeiten die beste Rosine herauszupicken und den Restbeiseitezuschieben. (Diese »beste Rosine« besteht weniger in materiellen Vorteilen als vielmehr in jenen Faktoren, die Wert für unsere Seele besitzen.) Natürliche Be­scheidenheit ist ein Element bewußter und gesunder Lebens­bewältigung, » moralische« Bescheidenheit dagegen eine lebenswidrige Unwahrheit, da das Leben nie freiwillig auf etwas verzichtet, was es braucht; sie kann höchstens überlegt eingesetzt werden, um in einer Gesellschaft von Besitz- und Machtgierigen zu überleben.

 

Die Entscheidungsschwäche des Scleranthus-Menschen läßt sich dadurch überwinden, daß er lernt, bewußt Prioriäten zu setzen, das heißt: aus der Fülle der sich bietenden Möglich­keiten oder drängenden Notwendig-keiten jene auszuwählen, die für seine momentane Lebenssituation am sinnvollsten, effektivsten und erfreu-lichsten ist, und alles andere vorerst beseitezuschieben. Dabei sollte er beachten, wohin ihn seine Psyche mit Hilfe seiner Gefühle und Eingebungen führen will. Meist hat der auf bestmögliches Überleben eingestellte In­stinkt einen klareren Blick als der durch alle möglichen Fremd­einflüsse konditionierte Verstand.

 

Manche Scleranthus-Menschen versuchen, ihre Entschei­dungs­schwäche dadurch zu überwinden, daß sie willkürlich Entscheidungen treffen, hinter denen sie nicht wirklich stehen. Dadurch beseitigen sie ihr Problem zwar äußerlich, verstärken es aber innerlich, weil ihnen dann die Motivation fehlt, Diszi­plin in der Lebensge-staltung zu lernen.

 

Für den Scleranthus-Menschen gibt es immer nur momentane, nicht aber endgültige Lösungen. Da sein Lebensweg in einem gewissen Zick-Zack-Kurs verläuft, sollte er versuchen, dessen Abweichungen durch bewußten Überblick auf ein erträgliches Maß zu beschränken, stets aus dem Augenblick zu leben und sein Handlungskonzept ständig den sich verändernden Le­bens­bedingungen anzupassen.

 

Häufige Kombinationen mit anderen Mitteln

Aspen (2+28): Entscheidungsunfähigkeit durch unklare Ängste

Cerato (5+28): Unsicherheit mit Entscheidungsschwäche

Chestnut Bud (7+28): Lernschwäche durch Ablenkbarkeit

Clematis (9+28): Entscheidungsschwäche durch Tagträumereien

Gentian (12+28): Rückschläge in der Genesung

Impatiens (18+28): Sprunghaft und ungeduldig

Mimulus (20+28): Angstbedingte Entscheidungsunfähigkeit

Mustard (21+28): Häufige Stimmungsschwankungen

Rock Rose (26+28): Handlungsunfähig durch Panik

Wild Oat (28+36): Innere Zerrissenheit und Lebenskrise