Nr. 32: Vine - Die Autoritätsblüte


Kraftformel:

Ich fühle mich ein.

Ich respektiere.

Ich würdige und unterstütze.


Kurze Charakteristik

Für selbstsichere, intolerante Menschen, die alle nach ihrer Pfeife tanzen lassen wollen.

 

Einsatzbereich

Zur Basisbehandlung bei: Sturheit, Intoleranz, starren Über­zeugungen, Herrschsucht, rücksichtslosem Dominanz­be­dürfnis, Dogmatismus, Fanatismus.  Alle krankhaften Störungen, die mit geistiger Unbeweglichkeit oder intolerantem Bevormunden einhergehen oder davon aus­gelöst wurden.  Im täglichen Leben bei: Pedan-terie, kleinlicher Besserwisserei, Rechthaberei, Bevormundung, geistiger Unbeweglichkeit, »Ober­lehrern«, »Haustyrannen«.

 

Ursprung und Bild des Vine-Syndroms

Die Anlage ist extrovertiert und besteht in Selbstsicherheit, stark strukturiertem Denken und Dominanz-bedürfnis.

 

Bei harmonischer Entwicklung entsteht daraus ein selbst­sicherer Mensch mit guter Urteilsfähigkeit, der jedem Pro­blem gewachsen ist. Weil er immer eine Lösung weiß, keine Zweifel kennt und jedem sein Wissen gerne zur Verfügung stellt, ist er ein idealer und allgemein geschätzter Ratgeber. Er besitzt die Fähigkeit, Probleme ge-
danklich einzuengen und auf wenige, in sich selbst schlüssige Faktoren zu reduzieren, was Zweifel oder Un-
sicherheit weitgehend ausschließt. Dabei vermeidet er es aber, weil er seine eigenen Grenzen kennt, anderen seine Meinung aufzuzwingen. In welcher Position er sich auch befindet – Lehrer oder Familienvorstand, Philo-
soph oder Staatsmann, Priester oder Soldat – immer räumt man ihm aufgrund seiner Qualitäten eine Führungs-funktion ein, die er auch gekonnt und überzeugt erfüllt. Vor allem in Not­zeiten oder Katastrophen sind seine selbstsichere Überzeu­gung, sein ausgeprägtes Verantwortungsgefühl und sein klar ordnender Geist ein wahrer Segen, denn er verliert nie den Kopf und weiß immer, wie es weitergehen muß.

 

Unter ungünstigen Umständen kann seine klare Meinung zu starrem Dogmatismus, seine Ordnungsliebe zu Intoleranz und seine Hilfsbereitschaft zu Herrschsucht entarten. Dann hält sich der Vine-Mensch für vorbildlich oder unfehlbar und ver­sucht, seiner Umgebung mit großer Intoleranz seine persön­liche Meinung aufzuzwingen. Manchmal schlägt seine Fähig­keit zu zielorientiertem, kompromißlosem Handeln in engstir­nige Rücksichts-losigkeit um, so daß er seinen Mitmenschen das Leben schwer macht – als pedantischer Firmenchef oder engstirniger Lehrer, als fanatischer Menschenschinder oder rücksichtsloser »Führer«, als sturer Polizist oder intoleranter Ideologe, als kleinlicher, zwanghafter Haustyrann oder als Familienschreck. Der typische Vine-
Mensch kann »über den eigenen Tellerrand nicht hinaussehen«. Was es für ihn nicht gibt, darf es auch für andere nicht geben. Und da er ein großes Bedürfnis nach klaren Verhältnissen hat, macht er sich immer gleich daran, »Ordnung« zu schaffen oder »das Richtige« durchzusetzen. Unordnung, Unbestimmtheit oder Chaos verun-sichern ihn zutiefst und bewirken sein stures Scheuklappendenken. Nicht so krass ausgeprägt kann sich die Vine-Eigenschaft auch in übertriebener Ordnungsliebe, kleinkarierter Rechthaberei, Bevormundung, übertrie-
bener Verplanung, Unverständnis für andere Ansichten, Engstir­nigkeit, geistige Unbeweglichkeit, Dogmatismus, intoleranter Selbstgerechtigkeit, Humorlosigkeit oder Zwangsdenken aus­drücken.

 

Wirkungsrichtung der Vine-Essenz

Vine ist das Mittel gegen aktive Intoleranz. Es fördert die gei­stige Beweglichkeit, Lern- und Erkenntnisfähigkeit und baut Kleinlichkeit sowie fanatische Sturheit ab. Es befreit aus dem Zwang unbedingter Überzeugungen oder dogmatischer Denk­inhalte, macht toleranter, aufgeschlossener, menschenfreund­licher und lebensfroher. Es lockert zu starke Disziplin, bringt Entspannung und wirkt dadurch auch gegen alle Krankheiten, die auf ungenü-
gender innerer Flexibilität und Nachgiebigkeit beruhen, zum Beispiel Verkalkungstendenzen oder Bluthoch­druck.

 

Psychologisch-therapeutische Anmerkungen

Die Menschheit läßt sich in viele Kategorien einteilen – unter anderem auch in die der Führer und der Geführten.

 

Diese unterscheiden sich von einander durch die Haltung, die sie ihrem Leben entgegenbringen. Während diejenigen, die sich führen lassen, immer irgendein Gefühl der Ohnmacht oder des Ausgeliefertseins haben und sich als kleine, unter­geordnete Teile eines großen Ganzen sehen, sind diejenigen, die führen, von einem persönlichen Verantwortungsgefühl ge­tragen und meinen, ihr Leben oder sogar das Wohl der Menschheit hänge von ihrem tatkräftigen Einsatz ab.

 

Zu dieser Kategorie gehört der Vine-Mensch. Er kann das Leben nicht in passiver Haltung über sich ergehen lassen, kann nicht einfach hinnehmen oder sich treiben zu lassen, sondern muß immer das Steuer fest in der Hand halten und die Welt in seinem Sinne gestalten.  Die passive und die aktive Lebenshaltung stehen gleichbe­rechtigt nebeneinander, da sie sich gegenseitig ergänzen. Was sollten nämlich die Führer ohne die sich ihnen Anver­trauenden und diese ohne ihre Führer anfangen?  Wie sollte sich ein aktiver Impuls auf der einen Seite ohne ein entsprechendes passives Nachgeben auf der anderen Seite umsetzen können, oder ein Sich-Hingeben ohne ein Genom­menwerden möglich sein? Jeder von uns trägt solch gegen­sätzliche Anlagen in sich: Wir müssen heute aktiv und morgen passiv, hier nehmend und dort gebend sein, und dies in ei­nem ständigen, der Lebensrealität entsprechenden Wechsel­spiel.

 

Um seelisch und körperlich gesund sein zu können, müssen wir unsere Anlagen, Möglichkeiten und Neigungen so weit­gehend ausleben, wie es die Umstände erlauben, das heißt: so sein, wie wir von Natur aus sind. Ein sensibler, schüchter­ner Mensch soll kein robuster Draufgänger sein wollen und ein unternehmungslustiger, schmerzunempfindlicher Prak­tiker kein empfindsamer Schöngeist. Das gleiche gilt für das soziale Verhalten: Wer sich nicht zum hingebenden Dienst am Mitmenschen berufen fühlt, sollte lieber seine »egoistisch« nehmende und aktiv gestaltende Funktion erfüllen, wer zum Krieger geboren ist, sollte nicht den Pfleger spielen. Alle Ver­anlagungen haben – und zwar deshalb, weil es sie gibt – ihre grundsätzliche Berechtigung und ermöglichen durch ihr ge­gen­­sätzliches und sich zugleich ergänzendes Zusammenspiel erst die Existenz unserer Welt.

 

Das Problem des Vine-Menschen ist nicht seine Veranlagung an sich, sondern das Ausmaß und die Weise, in der er sie aus­lebt. Solange er weder mit sich selbst noch mit seiner Umwelt in Konflikt kommt, handelt er richtig. Seine Willenskraft, seine klaren Denkmodelle und sein Hang zum Bevormunden, Be­feh­len oder Führen können, vor allem in Notzeiten, segens­reich sein, die Ordnung erhalten, Bewährtes retten oder Not­wendiges durch-setzen. Es gibt Situationen, in denen das Wohl einer Gemeinschaft von der Konzentration, Kompromiß­losigkeit und Willensstärke ihres Anführers abhängt. Und im täglichen Leben – in der Familie, der Erziehung, der Verwal­tung, der Politik, im Geistesleben – ist der regelnde und richtungsweisende Geist des Vine-Menschen nützlich.

 

Erst wenn sich sein selbstsicheres Führergefühl verselbst­ständigt und ihn dazu treibt, nachgiebige Tendenzen in sei­nem Inneren zu ignorieren, die Ansprüche anderer Menschen intolerant zu unterdrücken oder willkürlich die Lebensrealität zu ändern, wird sie krankhaft und krankmachend. In chaoti­schen Situationen sinnvoll und erforderlich, stellt ein solches Verhalten unter normalen Lebensbedingungen eine Entglei­sung dar und macht den Vine-Menschen, wenn es ihm zur Gewohnheit wird, unfähig für eine flexible und sinnvolle Lebensgestal-
tung.  Wenn er sich seiner Stärke bewußt wird, kann er verhindern, daß sie zur leidenserzeugenden Schwäche wird, daß er an­deren und sich selbst das Leben zerstört, in die soziale Isolation gerät oder die Fähigkeit, Lebensfreude zu empfinden und weiterzugeben, verliert.

 

Die körperlichen Begleiterscheinungen – Blutdruckerhöhung, Gelenkdegenerationen, Leberstörungen, Verkal-
kung -, die Ab­wehr seiner »Opfer« oder seine Mißerfolge sind hierfür war­nen­de Zeichen. Seine Aufgabe ist es, ein aufrechter, selbst­sicherer, unbestechlicher, aber auch selbstkritischer Lehr­meister oder Führer zu sein, der Probleme vereinfachen und damit lösbar machen kann, Überzeugungen vertreten und daher vermitteln kann, Wege finden und daher zeigen kann – dies alles aber nur, wenn er gerufen und benötigt wird.

 

Häufige Kombinationen mit anderen Mitteln

Beech (3+32): Die totale Intoleranz

Crab Apple (10+32): Kleinlicher Sauberkeitsfanatismus

Holly (15+32): Wut bei Widerspruch oder Fehlern

Oak (22+32): Dogmatischer Leistungszwang

Rock Water (27+32): Die strenge Persönlichkeit

Vervain (31+32): Total intolerantes Verhalten

White Chestnut (32+35): Zwanghafter Dogmatismus

Willow (32+38): Der verbitterte Haustyrann