Nr. 37: Wild Rose - Die Blüte der Lebenslust


Kraftformel:

Ich will leben.

Ich fordere Leben.

Ich ergreife meine Lebenschance.

Kurze Charakteristik

Für Menschen, die sich zu nichts aufraffen können oder resigniert durchs Leben treiben.

 

Einsatzbereich

Zur Basisbehandlung bei: Apathie, Antriebslosigkeit, Resig­nation, krankhafter Schicksalsergebenheit, Rekonvaleszenz, kräftezehrenden Krankheiten.  Alle krankhaften Störungen, die mit Antriebslosigkeit, Re­sig­nation oder mangelndem Lebenswillen einhergehen oder davon ausgelöst wurden.  Im täglichen Leben bei: Interesselosigkeit, Lustlosigkeit, Initiative­losigkeit, Sich-zu-nichts-aufraffen-können.

 

Ursprung und Bild des Wild Rose-Syndroms

Die Anlage besteht in Anpassungs- und Hingabefähigkeit sowie einem gewissen Schicksalsbewußtsein.

 

Bei harmonischer Entwicklung entsteht daraus ein Mensch, der die Fähigkeit besitzt, auf die sich ständig ändernde Lebensrealität flexibel und nachgiebig zu reagieren und dabei nie ihre (immer vorhandene!) schöne Seite aus den Augen zu verlieren. Er hat keine Probleme mit seinem Schicksal, weil er sich furcht- und widerstandslos jenen geheimnisvollen Kräf­ten anvertrauen kann, die alles bestimmen. Als Realist im be­s­ten Sinne versucht er nicht, die Realität (das, was nun ein­mal geschehen ist) ungeschehen zu machen, sondern nimmt sie mit unschuldig-positiver Erwartung an. Diese Unvoreinge­nom­men­heit und Selbstverständlichkeit lassen keine leider­zeugenden Konflikte aufkommen. Wie eine Wasserpflanze, die sich im Strome wiegt, läßt er sich von den Lebensum­ständen mal hierhin, mal dorthin tragen, träumerisch, spiele­risch, willig. Da er der Realität keine starren Überzeugungen, keinen unbeugsamen Willen und kein lebensfremdes Vorur­teil entgegen setzt, kann er sie mit innerer Freiheit und Un­schuld ansehen und aus dieser Haltung heraus dem Leben seine schönsten Seiten abgewinnen.

 

Unter ungünstigen Umständen kann das passiv-hinnehmende Element schädliche Ausmaße annehmen. Dann läßt sich der Wild Rose-Mensch willenlos und unbeteiligt treiben, interes­siert sich wenig für sein Leben und kann sogar eine Resig­nation entwickeln, die einen Hauch von Lebens-Abschied an sich hat. Dabei ist er nicht in der Lage, seinen wahren Zu­stand zu erkennen, Gegenmaßnahmen zu ergreifen oder je­manden um Hilfe zu bitten. Allerdings besteht das Wild-Rose-Syndrom nicht immer in so extremer Resignation und Lebens­ver-neinung, sondern in zu geringer Unternehmungslust und einer Neigung, die Dinge einfach laufen zu lassen. Man hat dann den Eindruck, daß der Wild Rose-Mensch nur einen Teil seiner Möglichkeiten nützt beziehungsweise seine Anlagen nicht genügend entwickelt hat. Er ist nicht so leistungsfähig, wie er eigentlich sein könnte, macht viele Ruhepausen und führt insgesamt ein eingeschränktes Leben. Falls er einmal irgendeine Unternehmung startet, kommt sie bald wieder zum Stillstand wie ein Gefährt, das im Sande steckenbleibt. Seine Chancen bleiben ungenutzt, er hängt antriebslos herum und kann sich nicht einmal aufraffen, offensichtlich schäd­liche Lebensumstände zu ändern. Beispielsweise behält er seine krankmachende Wohnung bei, führt seine unglück-
liche Ehe fort, nimmt unerfreuliche Lebensumstände widerspruchs­los hin. Wenn diese Haltung die bewußte Antwort auf eine un­vermeidliche, widrige Lebenssituation wäre, so hätte sie ei­nen Sinn und könnte als Lebenskunst bezeichnet werden. Tatsächlich aber bedeutet sie nur krankhaftes Desinteresse und den weit-

gehenden Verlust seiner lebendigen Kreativität.

 

Wirkungsrichtung der Wild Rose-Essenz

Wild Rose ist das Mittel für Unternehmungslust und Lebens­interesse. Es fördert die Zuwendung zum Leben, macht in­teres­sierter, aufgeschlossener, unternehmungslustiger. Es bekämpft Gleichgültigkeit, geistige Stumpfheit und Resig­nation. Wenn diese Symptome im Rahmen von Krankheiten auftreten, können sie der Beginn zu einer entscheidenden Verschlechterung sein; in diesem Falle sollte Wild Rose eingesetzt werden. Überhaupt ist es allgemein in der Rekon­va­leszenz hilfreich. Wenn hinter dem Wild Rose-Zustand Vitamin- oder Mineralienmangel, Anämie oder andere or­ganische Krankheiten stecken, kann die entsprechende ärztliche Therapie durch gleichzeitige Gabe von Wild Rose unterstützt werden.

 

Psychologisch-therapeutische Anmerkungen

Resignation darf nicht mit Schicksalsergebenheit verwechselt werden. Beim Wild Rose-Syndrom wird dieser Unterschied besonders deutlich.

 

Schicksalsergebenheit besteht darin, sich vertrauensvoll in die Hand des Schicksals zu geben, weil man in ihm das Wir­ken einer übermenschlichen, positiven Ordnung, Kraft oder Wesenheit (»Gott«) erkennt. Mit dieser Einstellung kann man die Lebensrealität – so, wie sie nun einmal ist – akzeptieren und sich bemühen, das Beste aus ihr zu machen. Dabei ver­sucht man zwar, seine Wünsche, so weit es geht, zu verwirk­lichen, verzichtet aber sogleich darauf, wenn dies unmöglich ist, und ändert mit den Worten »Es hat nicht sollen sein!« ohne Bedauern realistisch seine Pläne.

 

Resignation dagegen ist eine Absage an das Schicksal. Denn man interessiert sich – im Gegenteil zur Schicksalsergeben­heit, die sich durch eine positive Erwartungshaltung auszeich­net – nicht für das, was einem begegnet oder widerfährt. Man nimmt sein Leben zwar widerstandslos hin, bejaht es aber nicht, sondern läßt alles, mehr oder weniger teilnahmslos und ohne ihm einen Sinn zu unterstellen, über sich ergehen.

 

Selbst wenn die Resignation nicht extrem ausgeprägt ist und nur in zu geringer Unternehmungslust oder allgemeiner Gleich­gültigkeit besteht, ist sie doch krankhaft und beein­trächtigt auch die körperlichen Funktionen, zum Beispiel in Form von schlechter Haltung, schwacher Wirbelsäule, schwa­chem Kreislauf oder reduzierter Sexualität. Typische Wild Rose-Menschen sind – abgesehen von einer gewissen Veran­lagung, wie man sie auch bei Centaury-, Larch und Olive-Menschen findet – das Produkt einer frühkindlichen, psy­chischen Mißhandlung durch dominierende, egozentrische Eltern oder Erzieher. Diese pflegen instinktiv jede ihnen in einem Kinde heranwachsende Konkurrenz zu unterdrücken und ihm nur eine Art Schattenexistenz – anspruchs-
los, »lieb« und unauffällig – zuzubilligen. Derart zurechtgestutzt, ge­wöhnt es sich daran, den Wunsch nach Lebensfreude und Selbst­ver­wirklichung zu unterdrücken und sich widerspruchs­los mit dem zufrieden zu geben, was man ihm erlaubt. Der dadurch hervorgerufene, weitgehende Verlust seiner natür­lichen Initiative und Unterneh­mungslust überschattet auch sein späteres Leben und macht es zu einem Menschen, der unfähig ist, »etwas durchzuziehen«.

 

Resignierende Menschen werden leichter krank als lebens­bejahende; andererseits kann eine schwere Krankheit zur Resignation, das heißt zum Verlust des Lebens- und Ge­sundungswillens führen, was immer ein schlechtes Zeichen ist. Wie schon bei der Depression (siehe unter Mustard) er­läutert, gibt es in der Entwicklung einer Krankheit vier we­sent­liche Krankheitsphasen: Die Aggression, in der man sich vital gegen einen krank machenden Faktor wehrt, die Frustra­tion, in der diese Abwehr bereits behindert ist, sodann die De­pression, in der sie weitgehend blockiert und statt dessen ge­gen die eigene Lebensfreude und Gesundheit gerichtet ist, und schließlich als letztes Stadium vor dem Tode die Resig­nation, die bedeutet, daß der Mensch – innerlich gebro-
chen – den Kampf aufgegeben hat und zum endgültigen Verzicht bereit ist.

 

Das Wild Rose-Syndrom ist nicht leicht zu überwinden. Auf jeden Fall sollte man immer überprüfen, ob organische Krankheiten (Herz, Niere, Hormonsystem) oder Mangel­zustände (Vitamine, Spurenelemente) vorliegen und diese entsprechend behandeln. Manchmal ist die Resignation nur die Folge einer starken, aber vorübergehenden psychischen Belastung. Dann braucht man nur – am besten bei gleichzei­tiger Unterstützung durch die Blütenessenz – unter ruhigen Bedingungen abzuwarten, bis sich die Psyche wie ein nieder­gedrückter Grashalm von alleine wieder erhebt. Dagegen läßt sich langdauernde Unlust und Initiativelosigkeit, die zur Grund­lage des gesamten Verhaltens geworden ist, wesentlich schwerer beeinflussen. Da es Wild Rose-Menschen nur selten gelingt, sich selbst aus dem Sumpf ihrer resignierenden Le­bens­haltung zu ziehen – dies würde ja bereits die Überwin­dung des krankhaften Zustandes bedeuten -, brauchen sie in der Regel dazu fremde Hilfe. Diese wird allerdings dadurch behindert, daß sie nicht am Gesundungsprozeß mitarbeiten. Der Versuch, sie durch ermunternden Zuspruch aus ihrer In­differenz herauszuholen, ist meist ohne Erfolg. Selbst wenn es gelingt, sie zu irgendeiner Aktivität zu überreden, verlieren sie doch oft nach kurzer Zeit das Interesse daran und stellen ihre Bemühungen wieder ein.

 

Wild Rose-Menschen gehören nicht zu jenem Menschentyp, der aus einer starken, sozusagen eingefleischten, positiven Lebenshaltung unbewußt und gedankenlos drauflosleben kann. Ihre Neigung, unter extremen Belastungen einfach alles laufen zu lassen, weist auf eine – in diesem Falle jedoch krank­haft entartete – Neigung, sich dem Schicksal anzuver­trauen, hin. Daraus ergibt sich, was sie brauchen: Eine bes­sere, bewußtere und persönlichere Beziehung zu ihm, die allem, was sie erleben, einen tragfähigen Sinn gibt. Sie konn­ten ihn ja nicht finden, weil sie in ihrer Selbstverwirklichung so beschnitten wurden. Einen Sinn zu sehen bedeutet auch ein Ziel zu haben, und ein Ziel zu haben ermöglicht, Kräfte zu sammeln und aktiv zu werden. Den Sinn aber findet man ganz einfach, indem man sein eigenes Leben mit offenen Sinnen lebt, indem man Freude empfindet und das tut, »wonach das Herz verlangt«. Daher kann eine psychotherapeutische Be­handlung nützlich sein, wenn sie dem Wild Rose-Menschen bewußt macht, wo er in seiner Selbstverwirklichung blockiert ist, welche Wünsche und Sehnsüchte er sich selbst versagt. Wenn er ermutigt wird, sich endlich das zu gönnen, was er braucht, und sich das zu nehmen, was ihm zusteht – wenn er sich also auf sein Leben zu freuen beginnt -, erwachen auch wieder seine Lebensgeister.

 

Häufige Kombinationen mit anderen Mitteln

Centaury (4+37): Resignation durch Persönlichkeitsschwäche

Chestnut Bud (7+37): Unaufmerksam und resigniert

Clematis (9+37): Resignation mit Todessehnsucht

Gentian (12+37): Resignierend und willensschwach

Gorse (13+37): Die totale Resignation

Honeysuckle (16+37): Wehmütige Resignation

Hornbeam (17+37): Antriebslosigkeit durch Überforderungsgefühl

Larch (19+37): Antriebslosigkeit mit mangelndem Selbstvertrauen

Mustard (21+37): Depressive Resignation

Olive (23+37): Antriebslosigkeit aus Erschöpfung

Star of Bethlehem (29+37): Resignation durch seelische Erschütterung

Wild Oat (36+37): Antriebslosigkeit aus Sinnlosigkeit