Nr. 38: Willow - Die Schicksalsblüte


Kraftformel:

Ich habe die Macht.

Ich habe die Kraft.

Ich übernehme die Verantwortung.


Kurze Charakteristik

Für Menschen, die enttäuscht, ver­bittert oder beleidigt sind.

 

Einsatzbereich

Zur Basisbehandlung bei: Verbitterung, Groll, Rachsucht, Un­versöhnlichkeit, Schicksalshader. Alle krankhaften Störungen, die mit Enttäuschung oder Verbitterung einhergehen oder davon ausgelöst wurden. Im täglichen Leben bei: Beleidigtsein, Enttäuschung.

 

Ursprung und Bild des Willow-Syndroms

Die Anlage besteht in einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn sowie einem intensiven Liebes- und Freudebedürfnis.

 

Bei harmonischer Entwicklung entsteht daraus ein Mensch, der mit den wechselnden Umständen seines Lebens gut zu­rechtkommt, weil er nicht nur dessen erfreuliche Seite ge­nießen, sondern auch Niederlagen, Verluste und Schwie­rig­keiten ohne Groll oder Verbitterung hinnehmen kann. Diese wertvolle Fähigkeit ist relativ selten, und er verdankt sie sei­nem sehr feinen, unbestechlichen Gerechtigkeitssinn, der sich nicht an äußerlichen, unper-sönlichen Fakten oder Vor­gaben, sondern an der Wahrheit des Lebens orientiert: Ge­rechtigkeit nicht im Dienste persönlicher Vorteile, sondern als Ausdruck jener unbegreiflichen, »göttlichen« Ordnung, die unserer Welt zu-
grundeliegt, oder einfacher gesagt: als das, was richtig ist. So ist ihm klar, daß alles so kommt, wie es kommen muß, und daß es – unabhängig davon, ob es uns gefällt oder ob wir es verstehen - immer richtig, also auch gerecht, ist. Aus diesem sozusagen höheren Gerechtigkeits­sinn heraus, der seine Kriterien aus der Wirklichkeit, nicht aber aus menschlichen Wünschen und Vorstellungen bezieht, kann er gar nicht anders, als dem Leben, dem Schicksal oder »Gott« in seinem Wirken zuzustimmen. Dadurch ist es ihm auch möglich, auf Lebenssitua-tionen, die bei anderen Men­schen Empörung oder Verbitterung auslösen würden, ent­spannt und überlegen zu reagieren. Das Leben ist für ihn kein gefährlicher Kampf, in dem es um Sein oder Nichtsein geht, sondern ein buntes Abenteuer, das er in frommem Erstaunen besteht, oder ein faszinierende Reise in unbekannte geistige Dimensionen, auf der Widrigkeiten, Niederlagen und Verluste lediglich die Funktion von Wegweisern haben. Dabei folgt er seiner starken, klaren Sehnsucht nach Freude und Liebe so direkt wie nur möglich. Seine Glücksgefühle sind echt und wirklich; sie haben nicht die falsche Süße unberechtigter Erwartungen und Illusionen und können daher auch nicht in Bitternis umschlagen. So ist der harmonisch entwickelte Willow-Mensch in seiner bejahenden Lebenshaltung der le­bendige Beweis dafür, daß in unserer Welt eine höhere Ge­rechtigkeit herrscht, die, weil sie übermenschlich ist, auch über der kleinlichen, vorteilsorientierten Rechts-verdreherei des Menschen steht. Wer sie vertrauensvoll annimmt, kommt niemals auf die Idee, sich ungerecht behandelt zu fühlen, und ist damit gegen alle daraus unvermeidlich entspringenden Leiden gefeit.

 

Unter ungünstigen Umständen kann der angeborene Sinn für Gerechtigkeit zu Selbstgerechtigkeit entarten, die wiederum nur Ungerechtigkeit hervorbringen kann. Diese ist es auch, die beim typischen, unharmonisch ent-
wickelten Willow-Menschen immer wieder das Gefühl erzeugt, ungerecht be­handelt zu werden, worauf er je nach Temperament mit Groll, Verbitterung oder Rachsucht antwortet. Mit solchen Re­aktionen zeigt er, daß er die Lehren oder Hinweise, die ihm das Leben gibt, ablehnt, weil sie nicht in sein selbstgerechtes Erwartungsschema passen, und verstockt auf seiner Position beharrt. Er weigert sich grundsätzlich, die Frage nach der Be­rechtigung seiner Wünsche und Erwartungen ehrlich zu be­ant­worten, ist beleidigt, verbittert oder enttäuscht, schmollt, grollt oder sinnt auf Rache. Mit der Freudlosigkeit, die sich da­durch in ihm ausbreitet, verdirbt er anderen Menschen die Laune – ja, oft empfindet er sogar ein gewisses Vergnügen da­ran, sie in den Bannkreis seiner negativen Einstellung hi­neinzuziehen. Dabei ist er ein unerfreulicher Zeitgenosse, der von jedem nach Möglich-
keit gemieden wird und der sich selbst und anderen zur Last fällt. Erst wenn er einsieht, daß er doch nicht so sehr im Recht oder daß alles nicht so schlimm ist, beruhigt er sich wieder. Da er jedoch in der Regel daraus nichts lernt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis er die nächste »Ungerechtigkeit« erleiden muß.

 

Wirkungsrichtung der Willow-Essenz

Willow ist das Mittel für Versöhnlichkeit und Verzeihung. Es wirkt der Tendenz, sich ungerecht behandelt zu fühlen, belei­digt oder rachsüchtig zu sein, entgegen, macht versöhnlich, einsichtig und zufrieden. Bei Kindern, die es sich angewöhnt haben, ihren Willen durch Schmollen und Grollen durchzu­drücken, ist es nützlich und hat einen besonderen Wert für jene Menschen, die aus Hader mit ihrem Schicksal und einer grundsätzlichen Lebensablehnung heraus krank geworden sind; denn solange diese Haltung weiter besteht, können sie nicht gesund werden.

 

Psychologisch-therapeutische Anmerkungen

Um mit jemandem, der grollt, beleidigt oder verbittert ist, richtig umgehen zu können, muß man sich fragen, ob sein Verhalten echt oder gespielt ist, denn viele Menschen – vor allem Kinder – spielen nur die Beleidigten, um ihre Wünsche durchzusetzen. Je mehr Erfolg sie damit haben, desto stärker entwickeln sie sich zu regelrechten Gefühlstyrannen, die die Empfindsamkeit, Menschenfreundlichkeit oder Schuldbe­wußtheit ihrer Eltern oder Mitmenschen zum eigenen Vorteil ausnützen. Dieses erpresserische Verhalten sollte man – auch in ihrem eigenen Interesse – nicht durch Nachgiebigkeit för­dern. Es bringt ihnen nicht nur allgemeine Ablehnung ein, son­dern kann für sie selbst katastrophale Folgen haben, wenn es sie dazu verleitet, auch dem Leben zu grollen, das ihnen Hindernisse in den Weg legt.

 

Das Leben aber läßt sich nicht erpressen; es läßt uns nur die Wahl, seine Forderungen zu erfüllen oder unterzugehen – nach der Devise »Vogel friß oder stirb!« Daher sollte jeder Mensch – vor allem der heranwachsende – grundsätzlich lernen, in seinen Erwartungen maßvoll und realistisch zu blei­ben und sich mit dem zufriedenzugeben, was er bekommt.

 

Bei dieser »Ausbildung fürs Leben« vertreten vor allem Eltern und Erzieher in ihrer Eigenschaft als Autori-tätspersonen die Autorität der Lebensrealität. Sie müssen – natürlich in begrün­deten Fällen – darauf bestehen, daß ihr Wort respektiert wird und dem Kinde die Erfahrung vermitteln, daß es nicht alles haben kann, was es will, daß es Grenzen gibt, die es nicht über­schreiten darf. Aus dieser grundsätzlichen Erfahrung he­raus wird der heranwachsende Mensch fähig, sich in einem Leben zurechtzufinden, das immer wieder Enttäuschungen berei-
tet und manche Erwartung nicht erfüllt. Man sollte sich daher nicht durch »taktischen« Groll und gespieltes Beleidigt­sein erpressen lassen, sondern den Erpresser »in seinem ei­genen Saft schmoren« lassen, bis er ein-

sieht, daß er seinen Kopf nicht immer durchsetzen kann und sich im eigenen Inte­resse wieder einordnet. Anders ist es bei ernstgemeinten Willow-Zuständen, da diese ein zerstörerisches Potential ent­halten. Das sonst positive Lebensgefühl des betreffenden Men­schen und sein ausgeprägter Wunsch nach Lebensfreude sind dabei ins Gegenteil umgeschlagen, weil seine Erwartun­gen nicht erfüllt wurden. Er ist wirklich enttäuscht und ver­bittert, verletzt und beleidigt, grollt, zieht sich von der Welt und den Menschen zurück oder hadert mit dem Schicksal, das ihm »unverdient« so übel mitgespielt hat. Die positive und bejahende Energie seines intensiven Wünschens oder Begehrens ist in eine entsprechend gewalttätige Verneinung umgeschlagen. Sie wendet sich entweder aggressiv gegen alles, was ihm im Wege steht – im Extremfall die ganze Welt oder das Schicksal -, oder richtet sich bei introvertierter Ver­anlagung gegen ihn selbst in Form von Verbitterung und ent­täuschter Weltentsagung.

 

Bei echten Willow-Zuständen sollte man davon ausgehen, daß sie – zumindest subjektiv – berechtigt sind und, wenn sie sehr intensiv auftreten, lieber für Abhilfe sorgen, als durch übertriebene Unnachgiebigkeit einen bleibenden psychischen Schaden zu riskieren. (Vor allem Kinder werden manchmal durch Vorfälle zutiefst enttäuscht oder verletzt, die dem Außenstehenden unbedeutend erscheinen.) In diesen Fällen zusätzlichen Druck auszuüben ist nicht sinnvoll, weil er wie ins Feuer gegossenes Öl die Gewalt der negativen Leidenschaft nur steigert. Besser ist es, enttäuschte oder ver­bitterte Menschen in Ruhe zu lassen und zu versuchen, sie in nicht provozierender Weise darauf hinzuweisen, daß ihr Ver­halten in eine Sackgasse führt, weil es sich gegen eine unab­änderliche Lebensrealität richtet, und daß sie selbst am mei­sten darunter zu leiden haben.

 

Grundsätzlich brauchen Menschen, die zu Enttäuschung, Beleidigtsein und Verbitterung neigen, eine andere Lebens­einstellung. Dabei geht es einerseits um die Erkenntnis, daß sie sich mit ihrer Weigerung, Fakten und Realitäten anzuer­kennen, selbst schaden, weil das Leben sich ja nicht um ihre Meinung kümmert, und andererseits um eine insgesamt rea­lis­tischere Sichtweise, die die Tatsache berücksichtigt, daß der Mensch nur ein schwaches, von seinem Schöpfer abhän­giges Geschöpf ist.

 

Solange Willow-Menschen meinen, irgend jemand sei per­sönlich und aus bewußter Absicht an ihrem Mißge-

schick schuld, nehmen sie es auch so persönlich, daß es ihnen »zu Herzen geht«. Wenn sie sich aber klar machen würden, daß das ganze Weltgeschehen ein unauftrennbares Geflecht ist und daß alles – auch sie selbst – dem unbegreiflichen Schick­sal als Werkzeug dient, könnten sie ihr Mißgeschick leichter hinnehmen und als schicksalhaftes Ereignis betrachten. Zu­dem wäre es richtig, wenn sie versuchen würden, das, was sie von anderen verlangen, auch selbst zu leisten, denn dann würde ihnen vieles in einem milderen Lichte erscheinen. (Übrigens stellt sich später oft heraus, daß es, so wie es ge­kommen ist, trotz anfänglicher Enttäuschung letztlich am besten war.)

 

Unser Leben ist ein Entwicklungs- und Reifungsprozeß mit einem geheimnisvollen Ziel, zu dem alles, was wir erleben, bei­trägt – auch die unangenehmen und negativen Erlebnisse. Diese gleichen jenen stachligen, ab-

schreckend wirkenden Früchten, die doch einen wohlschmeckenden Kern in sich tragen. Willow-Zustände zu überwinden heißt, ihn freizulegen.

 

Häufige Kombinationen mit anderen Mitteln

Chicory (8 +38): Verbitterung bei Ablehnung oder Undank

Holly (15+38): Verbitterung mit Wut oder Haß

Honeysuckle (16+38): Verbitterung durch Verlust

Mustard (21+38): Depressionen durch Verbitterung

Oak (22+38): Unerbittliche Rachsucht

Star of Bethlehem (29+38): Verbitterung durch unverarbeitetes Trauma

Vine (32+38): Der verbitterte Haustyrann

Water Violet (34+38): Verbitterung wegen Freiheitsbeschränkung

White Chestnut (35+38): Verbittertes Zwangsdenken