Nr. 2: ASPEN - Die Ahnungsblüte


Kraftformel:

Ich bin beschützt.

Ich bin zentriert.

Ich bin stark.

 

Kurze Charakteristik

Für Menschen, die von unan­genehmen Ahnun­gen oder unbestimmten Ängsten gepeinigt werden.


Einsatzbereich

Zur Basisbehandlung bei: Lebens­angst, allge­meiner oder unerklärlicher Angst, inner­licher Panik, Horror, Entsetzen, unheim­lichen Ahnun­gen, furchterregen­den Einbildungen, Be­zie­hungs­­wahn.  Alle krankhaften Störungen, die mit ängstlichen Ahnungen oder unerklärlichen Ängsten einhergehen oder davon aus­gelöst wurden.  Im täglichen Leben bei: allgemeiner Bangigkeit, unheimlichen Ge­füh­len, Zukunftsangst, ängstlichen Sorgen.


Ursprung und Bild des Aspen-Syndroms

Die Anlage besteht in einer verfeinerten Empfindsamkeit und Sensi­tivität sowie einer lebendigen Phantasie.

 

Bei harmonischer Entwicklung entsteht daraus ein sehr sen­sibler und sensitiver Mensch. Er besitzt eine Art sechsten Sinn, weiß mehr als der normale, im nüchternen Alltagsdenken be­fangene Mensch und kann oft zukünftige Entwicklungen vor­aus­sehen oder geheime Zu­sam­menhänge erfassen. Indem er aufmerksam auf die Zeichen achtet, die ihm das Leben gibt: Träume und Eingebungen, seltsame Begeben­heiten und Wun­der, und diese mit intuitiver Phantasie deutet, geht er mit fast traumwandlerischer Sicherheit durchs Leben. Dabei kennt er keine Angst, denn sein tief empfundenes Wissen um jene übermenschliche oder »göttliche« Ordnung, in der wir alle geborgen sind, erfüllt ihn mit unerschütterlichem Optimismus.

 

Wenn er Problemen, Gefahren oder Leiden ausgesetzt ist, was aufgrund seiner großen Empfindsamkeit oft vorkommt, flieht er nicht, sondern betrachtet sie als Gelegenheiten, noch tiefer in das große Geheimnis seiner Existenz oder seiner eigenen Seele zu blicken und sein Vertrauen in das Schicksal noch mehr zu festigen. So ist sein Leben ein immerwährender Erkenntnisprozeß, eine unablässige, ehr­liche Suche nach seiner persönlichen Wahrheit und ein erhebender Beweis dafür, daß wir alle uns furchtlos und unbedenklich jener Ordnung oder Wesenheit anvertrauen können, die alles er­schafft und lenkt.

 

Unter ungünstigen Bedingungen gelingt es dem Aspen-Menschen nicht, seine Gefühle und Eingebungen in intuitives Wissen oder klare Bewußtheit umzusetzen. Wenn dann auch noch seine starke Empfindsamkeit in Überempfindlichkeit umschlägt, so entstehen in ihm belastende Ahnungen oder unklare Ängste, die ihn untergründig – mal mehr, mal weniger – dauernd quälen. Manchmal steigern sie sich auch zu plötz­lichen Panikzuständen, reißen ihn nachts aus dem Schlaf oder überfallen ihn plötzlich bei der Arbeit. Meist versucht der Aspen-Mensch instinktiv, seine bösen Ahnungen dadurch zu neutralisieren, daß er sie auf praktische Vorkommnisse projiziert; zum Beispiel befürchtet er dann ohne vernünftigen Grund, daß er überfallen wird, sein Haus abbrennt, ein Familienangehöriger verunglückt oder jemand ihm etwas antun will. Das Fatale an all diesen Erscheinungen ist die Unklarheit, die von einem Gefühl der Hilflosigkeit oder des Ausgeliefertseins begleitet wird.

 

Aspen-Zustände können auch durch Vergiftungen (vor allem bei Drogenkonsum) oder körperliche Krankheiten hervorge­rufen werden – zum Beispiel nächtliches Erwachen durch Herzschwäche, Panik­zustände durch hormonelle Störungen, unerklärliche Bangigkeit durch vegetative Labilität.

 

Wirkungsrichtung der Aspen-Essenz

Aspen ist das Mittel für Lebensmut. Es wirkt gegen Bangig­keit, Ahnungen, unklare oder unbegründete Ängste und ver­bessert die Fähigkeit, aus dem Unterbewußten aufsteigendes psychisches Material in Bewußtheit zu überführen, mit Intui­tionen oder Gefühlen sinnvoll umzugehen oder ängstliche Ahnungen richtig zu deuten. Aspen kann auch körperliche Beschwerden bessern, die von Bangigkeit begleitet sind, zum Beispiel vegetative Labilität, Wetter­fühligkeit, Herzschwäche oder hormonelle Störungen. Es muß meis­tens mit Mustard kombiniert werden.

 

Psychologisch-therapeutische Anmerkungen

Der Aspen-Mensch besitzt von Natur aus eine besondere, intuitive Sensibilität und ahnt vieles, was dem normalen, in seinem prosaischen Alltag befangenen Menschen verborgen bleibt. Darin gleicht er dem Künstler, der den Stoff für sein Werk ebenfalls aus den verschlüsselten Wahrheiten des Lebens bezieht. Er kann ihnen aber nicht, wie dieser, eine verständliche Form geben oder sie in das Kunstwerk eines sinnerfüllten Lebens integrieren, weil er unter einem tief­sitzenden Mißtrauen gegenüber dem Leben leidet, das ihm – empfindlich wie er ist – zu viele schmerzhafte Erlebnisse und Erkenntnisse beschert hat.

 

Sein Mißtrauen hindert ihn – weitgehend unbewußt – daran, sich mit Wahrnehmungen oder Gefühlen zu befassen, die eine seelische Belastung mit sich bringen könnten. Da diese aber Bestandteile seines sehr reichen Gefühlslebens und wichtige Mitteilungen aus der Tiefe seines Unterbewußtseins sind, lassen sie sich nicht einfach abschieben, sondern ver­suchen ständig, in sein Bewußtsein aufzu­steigen, und werden um so unheimlicher, je ängstlicher er sie aus seinem Denken auszuschalten versucht. Zwar kann er sie zum Teil dadurch in Schach halten, daß er sie einfach auf konkrete Umstände pro­jiziert – zum Beispiel prophezeit er »in freier Dichtung« ein bestimmtes Unglück oder unterstellt jemandem böse Ab­sichten. Wirklich bändigen lassen sie sich aber auf diese Weise nicht, sondern lauern wie wilde Tiere im Bereich zwi­schen Bewußtsein und Unterbewußtsein und überfallen ihn, sobald seine Wachsamkeit oder Verdrängungskraft nachläßt, in Form unerklärlicher oder allgemeiner Lebensängste. Darin besteht das Aspen-Syndrom.

 

Die Angst des Aspen-Menschen zeigt, daß er einen Teil seines Vertrauens in das Leben – des »Urvertrauens« – verloren hat. Dieses besteht in dem Gefühl, in einer großen, »göttlichen« Ordnung geborgen zu sein, und in der Gewiß­heit, daß alles in dieser Welt, trotz Schmerzen und Leiden, richtig ist und letztlich (in einem ganzheitlichen Sinne) unserem Besten dient.

 

Ohne Urvertrauen kann kein Mensch leben. Wir entwickeln es in unserer frühesten Kindheit, in der wir der Welt und dem Leben hilflos ausgeliefert sind. Es entsteht aus dem funda­men­talen Erlebnis, von einem Menschen (vor allem den Eltern) geliebt zu werden. Die Erfahrung, daß es jemanden gibt, der uns bereitwillig einen Platz in der Welt einräumt, der uns Wärme und Nahrung gibt und sich an uns erfreut, ist so grund­legend, daß sie sich uns unauslöschbar in die kindliche Psyche einprägt. Alle Kinder auf der Welt – ob Mensch oder Tier – folgen aus dieser Erfahrung heraus ihren Eltern ver­trauensvoll ins unbekannte Leben.

 

Die Erfahrung der elterlichen (in der Säuglingszeit vor allem der mütterlichen) Zuwendung ist ein tragendes Element in der Psyche des Menschen. Ohne sie wüßte er nicht, was Liebe, Schutz oder Wohlbefinden bedeutet, und sie ist es, die ihm die Augen für das Gute und Schöne öffnet und ihm auch als Erwachsenem das Wissen gibt, daß eine wohlwollende Macht oder Wesenheit (zum Beispiel »Gott-Vater«) ihn sicher durch das Leben führt.

 

Daher können Menschen, deren Urvertrauen aufgrund man­geln­der elterlicher Liebe nur ungenügend entwickelt oder durch schlechte Erfahrungen wieder verloren gegangen ist, dem Leben nur abwehrend gegenüberstehen: statt nur unbe­greiflich, erscheint es ihnen unheimlich, und statt abenteuer­lich gefährlich – es ist für sie eine angsterregende Ange­legen­heit, von der sie immer irgendwelches Unheil erwarten.

 

Die Aspen-Angst kann nur durch eine positivere, optimis­tischere Lebenshaltung überwunden werden, wozu meist eine Verbesserung des Verhältnisses zu den Eltern erforderlich ist. Vor allem geht es um eine bewußte Wiederbelebung des kind­lichen, vertrauensvollen Liebesgefühls, das sich aller­dings nicht unbedingt auf jene Menschen beziehen muß, zu denen die Eltern geworden sind. Es kommt mehr auf das Prinzip an: daß die schönen Erinnerungen an die Kindheit wiedererweckt, daß die frohen Gefühle, die im emotionalen Gedächtnis gespeichert sind, aktiviert werden. Selbst wenn er seine Eltern nicht kannte oder wenn er sie hassen mußte, so hat jeder Mensch doch einen Ersatz für sie gefunden (Groß­eltern, Verwandte oder Nachbarn, manchmal auch ein Tier oder eine Pflanze), der ihm überleben half, der das Flämm­chen der Hoffnung genährt und sein Herz erwärmt hat.

 

Je positiver die Erinnerung an das zurückliegende Leben ist, desto optimistischer kann auch die Haltung gegenüber der Zukunft sein.

 

Auch künstlerische oder religiös-spirituelle Einflüsse eignen sich sehr gut, um Vertrauen ins Leben zu schaffen. Die ewige Schönheit, die unaussprechliche Wahrheit eines Kunstwerks, die ergreifende Erhabenheit eines großen Gedankens oder die beglückende Demut einer guten Tat – sie können Frieden und Hoffnung zurückgeben, weil sie dem angstgequälten Menschen zeigen, daß die Welt trotz allen Leidens, das er erfährt und nicht begreifen kann, auf einem unendlich guten Prinzip beruht.

 

Wer unter Aspen-Zuständen leidet, sollte sich ernsthaft mit allem, was er fühlt, wahrnimmt oder erlebt, auseinander­setzen und in ein vertrauenswürdiges Weltbild einzuordnen versuchen. Das Leben gibt uns unaufhörlich Zeichen und Beweise für die Richtigkeit all dessen, was zu erleben uns bestimmt ist. Es liegt nur an uns, den Blick für die Wahrheit und Schönheit in unserer Welt zu schärfen und vermehrt jener inneren Stimme Gehör zu schenken, die uns aus unserem innersten Mut und Vertrauen zuspricht.

 

Häufige Kombinationen mit anderen Mitteln

Agrimony (2+1): Verdrängung von Ängsten oder Ängste durch Verdrängung

Cherry Plum (2+6): Plötzliches Angstgefühl mit Kurzschlußgefahr

Mimulus (2+20): Totale Ängstlichkeit

Mustard (2+21): Ängstliche Depressionen

Red Chestnut (2+25): Allgemeine, angstbetonte Sorgen

Rock Rose (2+26): Die absolute Angstpanik

Rock Water (2+27): Angstmotivierte Selbstvergewaltigung

Scleranthus (2+28): Entscheidungsunfähigkeit durch unklare Ängste

Star of Bethlehem (2+29): Seelische Verletzlichkeit durch ängstliche Lebenshaltung; Lebensangst durch psychisches Trauma

Water Violet (2+34): Kontaktprobleme durch unklare Ängste

White Chestnut (2+35): Gedankenblockade durch unbestimmte Befürchtungen