Nr. 26: Rock Rose - Die Eskalationsblüte


Kraftformel:

Ich komme durch.

Ich weiss, es geht gut.

Ich überblicke die Situation.


Kurze Charakteristik

Das Heilmittel für Notfälle, Panik oder Schock.

 

Einsatzbereich

Zur Basisbehandlung bei: Paniktendenzen, psychischer Labilität, latenter Lebensangst. Alle krankhaften Stö-

rungen, die mit psychischem Schock oder Panik einher­gehen oder davon ausgelöst wurden. Im täglichen Leben bei: Notfällen, schockierenden Erlebnissen, Schrecken.

 

Ursprung und Bild des Rock Rose-Syndroms

Die Anlage besteht in gefühlsmäßiger Offenheit, Beeindruck­barkeit,Empfindsamkeit sowie großer Spontaneität.

Bei harmonischer Entwicklung entsteht daraus ein Mensch, der offen für alle Eindrücke ist und spontan reagieren kann. Seine Gefühle stehen nicht unter der Kontrolle von Kondi­tionierungen, Gewohn­heiten oder schlechten Erfahrungen, sie werden nicht gefiltert, gebremst oder verfälscht, sondern unmittelbar und natürlich aus­gedrückt. Frei von starren Er­wartungen und Reaktionsmustern, wird er durch unerwartete Ereignisse nicht aus dem Gleichgewicht gebracht, sondern reagiert auf alles, was er erlebt, flexibel und widerstandslos wie eine sich in der Strömung bewegende Wasserpflanze. Sein Geist ist, wie bei einem Kind, das noch keine schlechten Erfahrungen gemacht hat, unvoreingenommen, so daß es kaum etwas gibt, was ihn erstaunt oder erschreckt. Dadurch besitzt er innere Sicherheit, natürliche Unerschütterlichkeit und Geistesgegenwart.

 

Unter ungünstigen Umständen führt die Empfindsamkeit zu Überempfindlichkeit, die Beeindruckbarkeit zur Erschütterung und die Spontaneität zu überschießendem, unkoordiniertem Reagieren. Daraus entsteht das Rock Rose-Syndrom, das in der Unfähigkeit besteht, außergewöhnliche Erlebnisse zu ver­kraften, und sich in Panik oder Zusammenbruch äußert. In der Regel sind es Menschen mit der typischen Rock Rose-Anlage, die in solche Zustände geraten. Unter extremen, katastro­phalen Bedingungen können sie aber auch bei jedem ande­ren Menschen vorkommen. Man ist dann außerstande, gei­stes­gegenwärtig und gelassen auf überraschende oder be­lastende Ereignisse zu reagieren, verliert den Überblick, gerät in eine innere Blockade oder verhält sich ganz unvernünftig. Dies passiert vor allem bei Unfällen oder plötzlicher, gewalt­samer Konfrontation mit untergründig belastenden Proble­men, vor denen man sich immer wieder gedrückt hat. Ein typi­sches Beispiel hierfür ist die Diagnose »Krebs«, die bei den meisten Menschen Panik auslöst, weil sie diese irrtüm­lich für ihr Todesurteil halten und weil sie zu ihrem doch je­der­zeit möglichen Tod keine sinnvolle Einstellung haben.

 

Wirkungsrichtung der Rock Rose-Essenz

Rock Rose ist das Erste-Hilfe-Mittel bei Panik. Es gibt mehr Ruhe, Gelassenheit, Geistesgegenwart, Mut und Kaltblütig­keit. Rock Rose ist hilfreich bei Unfällen oder plötzlicher Ge­walteinwirkung, weil es die dadurch hervorgerufene – psychische oder physische – Blockade auflösen und die normale Koordination der geistigen und vegetativen Funk­tionen wiederherstellen kann. Es ist ein wesentlicher Be­standteil des Notfallmittels (Rescue Remedy).

 

Psychologisch-therapeutische Anmerkungen

Der Rock Rose-Zustand entsteht, wie jede Angst, dadurch, daß ein Überangebot an psychischer und physischer Abwehr-Energie nicht in sinnvollen Aktionen umgesetzt und ausgelebt werden kann, so daß diese sich innerlich staut. Dabei wird die normale Geistestätigkeit außer Kraft gesetzt. Kopflosigkeit und Panik sind die Folge.

 

Solche Zustände werden durch Ereignisse ausgelöst, auf die man nicht vorbereitet ist, die einen überraschen. Da – bio­logisch gesehen - jede Überraschung eine potentielle Gefahr bedeutet, reagiert der Organismus darauf mit der sofortigen Mobilisierung von zusätzlicher Energie, um sich entweder wehren oder durch Flucht retten zu können. Wenn ihm dies gelingt und die Gefahr gebannt ist, kehrt er in seinen Normal­zustand zurück. Andernfalls staut sich die Abwehr-Energie und wird zur Panik.

 

Die Blockade entsteht dadurch, daß der betreffende Mensch sein Leben zu sehr verplant und abgesichert hat, so daß kein Spielraum mehr für Ausnahmesituationen bleibt, oder daß er durch unverarbeitete schlechte Erfahrungen in eine angst­betonte Überempfindlicheit gegenüber bestimmten Lebens­umständen geraten ist und darauf, wie bei einer Allergie, mit übertriebener Abwehr reagiert.

 

Dementsprechend sind es zwei Menschentypen, die beson­ders leicht in Panik geraten können: die unbewegli-
chen, alles kontrollierenden und verplanenden Verstandesmenschen, die die Übersicht verlieren, wenn sie überraschend in Situationen geraten, für die sie kein rationales Erklärungs- und Verhal­tens­schema besitzen; und die labilen, empfindlichen Men­schen (der typische Rock Rose-Mensch!), die auf dem Boden einer sehr tiefsitzenden Verängstigung leben und daher schnell von unerwarteten, ihnen bedrohlich erscheinenden Ereignissen aus der Fassung zu bringen sind. Wovon der Ver­standesmensch zuviel hat: vernünftig planende Beherrschung, besitzt der Gefühlsmensch zu wenig.

 

Im Grunde leiden sie beide unter einer untergründigen, nur mühsam in Schach gehaltenen Lebensangst, die sich unter Ausnahmebedingungen, ähnlich wie bei einem allergischen Schock, dramatisch steigern und Panik erzeugen kann. Ihr Verstand, der es nicht geschafft hat, ein flexibles und wirk­lichkeitsgerechtes Lebenskonzept zu entwickeln, in dem auch irrationale Schicksalselemente Platz haben, und der mit der täglichen kleinen Überlebensstrategie voll ausgelastet ist, setzt aus: sie »verlieren den Kopf«. In diesem Zustand über­nehmen dann unbewußte Regulationssysteme die Steuerung auf der Basis primitiver, animalischer Reaktionen.

 

Dies geschieht besonders bei Unfällen (ein Un-Fall ist ja ein Fall, den es »eigentlich« nicht geben dürfte; er ist sozusagen ein nicht vorgesehenes Un-Ding). Die bewußte Existenzgrund­lage erschütternd, legt er die gewohnte Lebenssteuerung durch besondere Plötzlichkeit oder große Intensität lahm und zerstört die geistige Übersicht. Der Betroffene weiß nicht mehr, was er tun soll; er starrt nur noch wie gebannt auf die­sen unheilvollen, schicksalhaften »Bombenkrater«, den der Unfall in die bisher heile Welt gerissen hat; er ist wie gelähmt oder reagiert mit kopfloser Flucht.

 

Wer in einen solchen Zustand geraten ist, sollte versuchen, durch Ruhe, Abschirmung oder auch Ablenkung Distanz zum auslösenden Faktor zu schaffen, damit die Psyche wieder Ord­nung finden kann. Manchmal kann das Schreckens­er­eig­nis auch dadurch neutralisiert werden, daß ihm sein positives Gegenteil entgegensetzt wird, indem zum Beispiel eine schlechte Nachricht sofort durch eine positive Aussicht aus­geglichen wird.

 

Menschen in ausgeprägten Rock Rose-Zuständen brauchen vorübergehend fremde Führung. Sie dürfen nicht mit den Alltagsproblemen belastet werden, sondern müssen die Ge­legenheit bekommen, ganz nach innen zu gehen und einen neuen Ansatzpunkt für ihr Leben zu finden. In Extremfällen können Medikamente erforderlich sein, die die krankhafte Blockade gewaltsam durchbrechen.

 

Grundsätzlich wäre es gut, solchen panischen Ausnahmezu­ständen dadurch vorzubeugen, daß man die täglichen, be­lastenden Überraschungen bewußt benützt, um an ihnen Flexibilität, Geistesgegenwart und Sicherheit zu üben. Die Grundlage dafür ist Offenheit und Schicksalsakzeptanz. Denn: wer nichts erwartet, kann nicht enttäuscht werden; wer darauf eingestellt ist, alles zu akzeptieren, kann nicht aus der Fas­sung gebracht werden; wer seine Gefühle zuläßt und aus­drückt, den können sie nicht überwältigen; wer sich seiner Angst, seinen schlechten Erfahrungen, seinen Schwächen stellt, kann ihnen nicht zum Opfer fallen.

 

Wer das Leben spielerisch nehmen kann, für den wird es nie zum niederschmetternden Ernstfall.

 

Um diese Einstellung zu bekommen, muß man sich immer wieder klarmachen, daß wir unser Leben letztlich weder ver­planen noch absichern, weder lenken noch begreifen können. Wir haben uns nicht selbst erschaffen, können unser Schick­sal nicht eigenmächtig bestimmen und begreifen vom Ge­heimnis unserer Existenz nur sehr wenig. Aber wir ahnen, daß es eine Kraft, Ordnung oder Wesenheit (»Gott«) gibt, die auch das, was wir nicht wissen und verstehen, genauso gut und sinnvoll gestaltet wie das, was uns täglich mit Bewunde­rung, Dankbarkeit und Ehrfurcht erfüllt.

 

Häufige Kombinationen mit anderen Mitteln

Agrimony (1+26): Erstarrung in der Panik

Aspen (2+26): Totale Angstpanik

Cherry Plum (6+26): Panik mit Gefahr, den Verstand zu verlieren

Clematis (9+26): Ohnmachtstendenz bei Panik

Elm (11+26): Panik bei Streß

Impatiens (18+26): Panikartige Getriebenheit

Mimulus (20+26): Ängstlichkeit mit Paniktendenz

Scleranthus (26+28): Handlungsunfähig durch Panik

Star of Bethlehem (26+29): Psychische Erschütterung mit Panik

Sweet Chestnut (26+30): Verzweiflung aus panischer Angst