Nr. 25: Red Chestnut - Die Abnabelungsblüte


Kraftformel:

Ich bin bei mir.

Ich bleibe bei mir.

Ich bin ich - du bist du.


Kurze Charakteristik

Für Menschen, die sich zu viele Sorgen um andere machen.

 

Einsatzbereich

Zur Basisbehandlung bei: krankhaftem Sich-Sorgen-machen, neuro­tischem Mitleid. Alle krankhaften Störungen, die mit altruistischen Sorgen einhergehen oder davon ausgelöst wurden. Im täglichen Leben bei: nieder-drückendem Mitleid oder krankmachenden Sorgen um andere, übertriebene Fürsorg­lichkeit.

 

Ursprung und Bild des Red Chestnut-Syndroms

Die Anlage hat einen zwar introvertierten, aber dennoch altru­istischen Charakter und besteht in Empfindsamkeit und Mit­gefühl.

 

Bei harmonischer Entwicklung entsteht daraus ein Mensch, der ein Herz für andere hat. Obwohl er selbst niemanden mit seinen Wünschen oder Nöten belästigt, kümmert er sich gern um das Wohl seiner Mitmenschen. Er nimmt mitfühlend an ihrem Leben teil, ist für sie da, wenn sie ihn brauchen, und gibt ihnen das tröstliche Gefühl, nicht allein auf der Welt zu sein. In schwierigen Zeiten vergeudet er nicht seine Kraft in nutzloser Sorge, sondern hilft selbstverständlich und tatkräftig, wo er kann. Dabei hütet er sich aber davor, andere von sich abhängig zu machen oder an sich zu binden, und läßt sie – besonders seine Kinder - ihr Leben leben. Er belastet sie nicht durch negative Erwartungen oder entzieht ihnen sein Wohl­wollen, wenn sie nicht seinen Vorstellungen entsprechen.

 

Wenn er nicht helfen kann – wofür er einen klaren Blick hat -, ist er in der Lage, sie vertrauensvoll ihrem Schicksal zu über­lassen. Denn er besitzt genügend Lebensweisheit, um zu wissen, daß kein Mensch aus der »göttlichen« Ordnung he­rausfallen kann und daß ihm letztlich nichts wirklich Schli­mmes passieren kann, da jedes Schicksal einen höheren und »heilbringenden« (wenn auch oft unbegreiflichen) Sinn in sich trägt. Unter ungünstigen Umständen – das heißt, wenn sein Vertrauen in das Schicksal erschüttert ist – entwickelt der Red Chestnut-Mensch eine pessimistisch-ängstliche Lebens­haltung, unter deren Einfluß er dazu neigt, von der Zukunft nur irgendwelches Unheil zu erwarten. Diese negativen Er­wartungen bezieht er allerdings weniger auf sich selbst als vielmehr auf Menschen, die ihm nahestehen: er macht sich in übertriebenem Ausmaß und schon bei geringfügigen Anläs­sen Sorgen um sie, wobei er dazu neigt, sein eigenes Wohl zu vernachlässigen. Oft hat man den Eindruck, daß Red Chest­nut-Menschen geradezu süchtig nach Sorgen sind. Jedenfalls finden sie immer wieder jemanden, unter dessen meist noch gar nicht eingetretenem Unglück sie leiden können. Manch­mal empfinden sie ihr Verhalten selbst als krankhaft, können es aber nicht aufgeben.

 

Ein typisches Beispiel hierfür sind jene Mütter, die in stän­diger, überwiegend unbegründeter Sorge und Angst um ihre Kinder leben. Zwar hat solch eine »sorgende Selbstlosigkeit« meist einen realen Hintergrund und paßt auch gut in unsere moralischen Klischees, dennoch ist sie, wenn sie übertrieben wird, krankhaft, nutzlos und leiderzeugend. Das empfinden nicht nur die umsorgten »Opfer«, die sich belastet und be­lästigt fühlen, sondern man merkt es auch dem Red Chestnut-Menschen an: am gequälten Gesichtsausdruck, an der in­neren Spannung, an der Unfähigkeit, sich einer Freude hin­zugeben, an den Unruhezuständen, an der Schlaflosigkeit, der Angst, der Niedergeschlagenheit.

 

Wirkungsrichtung der Red Chestnut-Essenz

Red Chestnut ist das Mittel gegen Kummer und selbstlose Sorgen. Es baut die Gewohnheit ab, sich Sorgen um andere zu machen, indem es Schicksalsvertrauen, Zuversicht und einen gesunden Egoismus stärkt. Dadurch entzieht Red Chestnut auch jenen Krankheiten den psychischen Nähr­boden, die aus Sorgen entstanden sind – vor allem nervösen Störungen, Kreislaufstörungen, Herzbeschwerden und Lun­gen­krankheiten.

 

Psychologisch-therapeutische Anmerkungen

Der Red Chestnut-Mensch ist empfindlich und besitzt eine rege Phantasie. Daraus entwickelt sich unter dem Einfluß unerfreulicher Erlebnisse seine typische, ängstliche Erwar­tungshaltung, die er allerdings nicht auf sich bezieht, sondern in Form von Sorge auf andere Menschen überträgt.

 

Jeder Sorge liegt ein positives menschliches Element zu­grunde: die gefühlsmäßige Anteilnahme am Schicksal des Mitmenschen und zugleich der Wunsch, daß es ihm gut gehe. Unter gesunden, natürlichen Umständen bedeutet das, daß man für jemanden sorgt, wogegen man unter krankhaften Bedingungen sich um ihn sorgt.

 

Im ersten Falle unterstützt man ihn tatkräftig und steht ihm, soweit man kann, in der Not bei. Dabei beachtet man aber seine eigenen Möglichkeiten und Grenzen und hütet sich davor, sich von der fremden Problematik anstecken und krankmachen zu lassen. Denn wenn sich das menschen­freundliche Mitfühlen in hilfloses Mitleiden verwandelt, ver­doppelt sich das Leid und verringert sich die Aussicht auf Besserung. Um wirksam helfen zu können, darf man selbst nicht hilfebedürftig oder leidend sein.

 

Im zweiten Fall projiziert man – natürlich unbewußt – eigenes Leiden und eigene Angst auf das Schicksal eines anderen Menschen, das man sich zu diesem Zweck negativ ausmalt: man sorgt sich um ihn. Diese Form der Sorge ist nutz- und sinnlos, weil sie keine verbessernden Konsequenzen, keine tatkräftige Hilfe, keine Überwindung von Leid mit sich bringt. Sie hat hauptsächlich die Funktion, dem eigenen Leid und Selbstmitleid einen Abfluß zu verschaffen und die peinliche Auseinandersetzung mit der eigenen Lebenslüge zu ver­hin­dern. Man braucht sich nicht zu fragen, warum man selbst leidet, was man in seinem eigenen Leben ändern müßte, warum man soviel Negatives von der Zukunft erwartet, son­dern kann sein negatives Lebensgefühl sozusagen auf frem­dem Terrain ausleben und sich zugleich masochistisch dem künstlich erzeugten, weil einer Zukunftsspekulation entsprun­genen Leiden hingeben.

 

Wenn man sich um jemanden Sorgen macht, lebt man seinen eigenen Pessimismus aus, von dem man dadurch einen ge­wissen Abstand gewinnt. Statt sich bewußt zu werden, daß man im Grunde nur unter seiner eigenen Ängstlichkeit leidet, meint man, es gehe einem um das Wohl des anderen. So be­stätigt sich wieder einmal: Krankhaftes kann nur Krankheit erzeugen.

 

Die eindeutig krankhafte, ängstlich-pessimistische Einstel­lung des Red Chestnut-Menschen erzeugt selbst wieder Angst und Pessimismus in Form von Sorge. Dies genau zu diagnostizieren ist aber deshalb schwierig, weil es als mora­lisch hochstehend gilt, sich Sorge um andere zu machen. Wer könnte schon zugeben, daß seine anscheinend selbstlose Sorge nur ein Ausdruck seiner eigenen Lebensangst ist und eine Ablenkung von ihr bedeutet?

 

Das Kernproblem in der Red Chestnut-Haltung besteht darin, daß eine grundsätzliche Lebenswahrheit ignoriert wird. Es ist die täglich zu erfahrende Tatsache, daß es uns nicht gegeben ist, das Geheimnis unseres Lebens zu begreifen, und daß wir außerstande sind, unser Schicksal richtig zu beurteilen. Unsere Vorstellungen von »gut« und »böse« sind dafür unge­eig­net, weil sie zu sehr an vordergründigen Vorteilen orien­tiert und lediglich Ausdruck unserer beschränkten Einsicht sind. Das gilt vor allem für unsere Zukunftserwartungen: wie oft hat jeder schon erlebt, daß sich momentan katastrophal erscheinende Umstände später als segensreich entpuppt haben! Wie selten ist uns dann aber klargeworden, daß sich darin das Wirken einer geheimnisvollen Macht, Ordnung oder Wesenheit offenbart, die offensichtlich besser als wir weiß, was gut für uns ist.

 

Es liegt ganz bei uns, von der unbekannten Zukunft etwas Gutes zu erhoffen oder etwas Schlechtes zu befürchten.

 

Auf die Zukunft selbst hat dies keinen Einfluß, denn »es kommt, wie es kommen muß», aber – und das ist das Ent­scheidende -auf die Gegenwart, in der allein wir fühlen und leiden. So können wir bis zu einem gewissen Grad selbst bestimmen, ob freudige oder leidvolle Gefühle in uns vor­herrschen. Zwar läßt sich nicht jedes Leiden vermeiden, gewiß aber jenes, das wir selbst aus pessimistischer Erwar­tung und Schicksalsnegativität selbst erzeugen, wozu auch die negative, nutzlose Sorge gehört.

 

Sie beruht beim Red Chestnut-Menschen nicht nur auf mangelndem Vertrauen in das Schicksal oder in »Gott«, sondern auch auf einer Unehrlichkeit sich selbst gegenüber. Er schreckt davor zurück, sich die Wahrheit über sein Ver­halten einzugestehen: daß er sein Leben nicht richtig lebt; daß er sich die Ängste, unter denen er leidet, selbst gemacht hat; daß er seine »Opfer« – vor allem seine Kinder – damit belästigt und belastet, in ihr Leben eingreift und sie vielleicht sogar mit seiner krankhaften Gewohnheit ansteckt.

 

Die Lösung für sein Problem liegt bei ihm selbst. Es geht für ihn nicht darum, sich durch vernünftige Überlegungen davon zu überzeugen, daß eine bestimmte Sorge unbegründet ist, sondern eine neue Lebenshaltung zu finden – das heißt: Ver­trauen in das Leben, das Schicksal oder »Gott« zu suchen. Er sollte wieder zu sehen lernen, daß sein Leben im Grunde eine ununterbrochene Kette von positiven, weil menschlich reif­machenden Ereignissen ist – selbst wenn es mitunter wehtut. Er sollte sich in seine Sorgen und negativen Erwartungen un­abgesichert hineinfallen lassen und sie bewußt durchleben, um erkennen zu können, wie unbegründet und lächerlich sie sind. Und er sollte sich angewöhnen zu sagen: Es wird schon gutgehen!

 

Häufige Kombinationen mit anderen Mitteln

Agrimony (1+25): Geheime Sorgen

Aspen (2+25): Allgemeine angstbetonte Sorgen

Centaury (4+25): Sorgenvolle Selbstlosigkeit

Cherry Plum (6+25): Rasendmachende Sorgen

Chicory (8+25): Die totale Selbstaufopferung

Impatiens (18+25): Sorgenvolle Unruhe

Mimulus (20+25): Ängstliche Überfürsorge

Mustard (21+25): Sorgenvolle Depression

Olive (23+25): Zermürbende Sorgen

Pine (24+25): Sorgen durch schlechtes Gewissen

Rock Rose (25+26): Panikartige Sorgen

Star of Bethlehem (25+29): Übertriebene Sorgen aufgrund von schlechten Erfahrungen

White Chestnut (25+35): Sorgenvolle Gedanken