Nr. 8: CHICORY - Die Beziehungsblüte


Kraftformel:

Ich gebe gern.

Ich schöpfe aus der Quelle.

Ich werde geliebt.

Kurze Charakteristik

Für begehrliche Menschen, die sich sehr für andere einsetzen, um diese an sich zu binden.

 

Einsatzbereich

Zur Basisbehandlung bei: Fordernder Überfür­sorglichkeit, unmäßigem Be­dürf­nis nach Ge­fühlsbeziehungen, Egoismus, starker Begehr­lichkeit, bezweckter Selbst-Aufopferung, Hang zu Ge­fühlstyrannei und Gefühlsterror, übertrie­benem Mitleid und Selbst­mitleid. Alle krankhaften Störungen, die mit unnormal starkem Liebes­be-dürfnis oder Selbst­mitleid einhergehen oder davon ausgelöst wurden.  Im täglichen Leben bei: Überfürsorglichkeit, »Übermutter«, »hilflosem Kind«, Überanhänglichkeit, egoistischer Eifersucht, Beleidigt-Sein, Selbst-mitleid.

 

Ursprung und Bild des Chicory-Syndroms

Die Anlage besteht im Bedürfnis nach intensiven Gefühls­beziehungen, in der Freude am Helfen und großer persön­licher Kraft.

 

Bei harmonischer Entwicklung entsteht daraus ein warm­herziger, lebensvoller Mensch, dem es ein Bedürfnis ist, anderen zu helfen. Dadurch kann er einerseits seine große Kraft sinnvoll umsetzen und andererseits seinen hohen Bedarf nach Liebe und intensiven Gefühlsbeziehungen decken. In­dem er persönlich helfenden Anteil am Wohlergehen seiner Mitmenschen nimmt, bleibt oder wird er selbst in seinem Inneren lebendig und zufrieden. So steht er seinen Lieben (denn alle, deren er sich annimmt, werden ihm dadurch per­sönlich lieb) unermüdlich mit Rat und Tat zur Seite, sorgt für sie, nimmt ihnen ihre Probleme ab, versucht ihnen das Leben zu erleichtern und zu verschönen. Da er dies mit großer Ge­fühlsbeteiligung tut, hat er selbst auch etwas davon: Wenn es ihm gelingt, jemandem eine Freude zu machen, so freut er sich selbst ebenso sehr, und wenn er Leiden lindert, so be­freit das auch ihn vom mitempfundenen Schmerz. Das Beson­dere an dieser Art des Liebens und Helfens besteht nicht nur in dem freundschaftlich-freilassenden Geist, aus dem heraus er handelt, sondern auch in seiner sehr sensiblen Ausrichtung auf maximale Lebensfreude. Er hält es weder für richtig, ande­ren willkürlich seine Wohltaten aufzudrängen, noch sich selbst­los und verzichtend aufzuopfern, sondern gestaltet seine Hilfe so, daß jeder davon profitiert. So entspricht sein Verhalten einer sehr lebendigen, idealen Form der Liebe, die alle Beteiligten glücklich macht. Er hilft, um sich selbst zu helfen, macht anderen eine Freude, um Freude zu empfinden, ist barmherzig, um selbst ein warmes Herz zu bekommen – kurz: Er liebt und wird geliebt.

 

Unter ungünstigen Umständen dagegen beachtet er die feine Grenze nicht, an der Zuwendung und Hilfe ihre Unschuld ver­lieren und bezweckt oder verpflichtend werden. Dann küm­mert er sich zwar rührend um seine Lieben, bringt ihnen Zu­neigung, Hilfe oder Aufopferung entgegen, erwartet dafür aber, daß sie ihm genauso entgegenkommen, dankbar sind, ihm immer zur Verfügung stehen und im Grunde auf ein ei­genes Leben verzichten.

 

Oberflächlich betrachtet, scheint der Chicory-Mensch beson­ders intensiv zu lieben, in Wirklichkeit aber ist er ausgespro­chen selbst­süchtig, will andere von sich abhängig machen und ihre Gefühle ausbeuten. Wer in den Genuß der typischen Chicory-Fürsorge kommt, erkennt sehr schnell, daß er dafür in einer belastenden Form von Bindung, Verpflichtung und Dank­­barkeit zahlen muß. Wenn er sich zu entziehen versucht, wird er mit Vorwürfen, Beleidigtsein, Liebesentzug oder zur Schau gestellter, selbstbemitleidender Traurigkeit unter Druck gesetzt. Das natürliche Bedürfnis nach Gefühlsbeziehungen ist zur leiderzeugenden Sucht geworden. Statt – wozu ihn seine Anlage eigentlich befähigen würde – freudig zu helfen oder verständnisvoll mitzufühlen, macht der Chicory-Mensch durch Überfürsorge sein »Liebesobjekt« einerseits unselb­ständig und ängstlich, andererseits aber gierig nach noch mehr davon. Natürlich ist dies nicht immer so extrem aus­geprägt, dennoch kommt die egoistische Sucht nach Be­ziehung und Bindung häufiger vor, als man glaubt, und steigert sich, je weniger sie befriedigt wird, um so mehr zu fataler Selbstaufopferung, übertriebenem Mitleid oder Selbst­mitleid, erpresserischer Überfür­sorglichkeit oder gemeiner Eifersucht. Daß dabei jene diskrete Selbstverständlichkeit, Leichtigkeit und Freiheitlichkeit, durch die sich ein echtes Liebesgefühl auszeichnet, verloren geht, versteht sich von selbst. Typische Beispiele sind: »Übermütter«, die ihre Kinder durch ihre übertriebene Fürsorge von sich abhängig und le­bens­untüchtig machen; Kinder, die eifersüchtig und uner­sättlich Liebesbeweise verlangen; selbstsüchtige Ehepartner, die den anderen mit ihrer »Liebe« fesseln und ersticken. Der Volksmund sagt dazu sehr treffend: »Ich hab’ dich zum Fressen gern!«

 

Wirkungsrichtung der Chicory-Essenz

Chicory ist das Mittel für echte Liebe. Es hilft die mensch­lichen Beziehungen sanieren, indem es krankhaften Egoismus, Gefühlsab­hängigkeiten, Gefühlsterror, Erpressung und Selbst­mitleid abbaut und die Fähigkeit zur liebevollen, aber freilassenden Beziehung fördert. Es ist ein wichtiges Partner­mittel und wird häufig bei neurotischer Eltern-Kind-Bindung benötigt.

 

Psychologisch-therapeutische Anmerkungen

Das wesentliche Element in der Anlage des Chicory-Men­schen ist ein starkes Bedürfnis nach Liebe, das heißt: nach einer glücklich­machenden Verbundenheit mit einem Lebe­wesen (oder auch einem Ding). Sie hat bei ihm, da er von Natur aus große persönliche Kraft besitzt, stets eine aktive Komponente, was zugleich bedeutet, daß er seinem Liebes­partner eine eher passive, nehmende Rolle zuweist. In dieser Konstellation: Großzügig gebend, Liebe verströmend und dabei Liebe fühlend, kann der Chicory-Mensch glücklich sein. Dabei ist er aber trotz seines gebenden Charakters keines­wegs selbstlos oder verzichtend, sondern auf eine natürliche Weise »egoistisch«. Denn wie der Musiker sein Instrument liebevoll anschlägt, um von ihm eine beglückende Resonanz zu bekommen, so erfreut sich der harmonisch entwickelte Chicory-Mensch selbst am meisten an der Freude, die er bei anderen auslöst, und vermeidet alles, was sie trüben könnte.

 

Dies gelingt ihm im krankhaften Chicory-Syndrom nicht, bei dem ihm im Rahmen einer am vordergründigen Vorteil orien­tierten Einstellung das Gefühl für das sensible Zusammen­spiel der Herzen verloren gegangen ist. In diesem Zustand verliert er seine freilassende Großzügigkeit und verwechselt die Liebe mit einem Geschäft, bei dem jedes Geben einen Anspruch auf Rückzahlung begründet. Er setzt sich zwar un­ermüdlich für seine Lieben ein, sorgt für sie, hilft ihnen oder rettet sie sogar, verlangt dafür aber eine hohe Gegenleistung: Sie sollen dankbar sein und ihm ebenfalls immer zur Ver­fügung stehen.

 

Sein Motiv ist zwar der verständliche Wunsch nach Liebe, doch er vergißt, daß Liebe eine Herzensangelegenheit ist und nur aus unmittelbarer und zweckfreier Lebensfreude entste­hen kann. Wir können sie nicht verdienen oder erzwingen. Vor allem aber müssen wir sie zuerst in uns selbst erweckt haben, bevor sie uns auch in unserem äußeren Leben begegnen kann. Denn dort können wir nur das (wieder)finden, was wir in uns tragen: Tun und Erleben sind ein Ausdruck von Sein und Fühlen. Daher ist es ein Irrtum, wenn man meint, Liebe hänge primär von objektiven Umständen oder Bedingungen ab. In Wirklichkeit ist sie Ausdruck eines Seelenzustandes, eines Gefühls, das sich von innen nach außen projiziert. Nur wenn wir selbst liebe-voll sind, können wir in unserer Umwelt Liebe hervorrufen, und ohne selbst liebes-bereit zu sein, sind wir taub und blind für sie.

 

Wer nicht geliebt wird, liebt selbst nicht, und wer sich unge­liebt fühlt, ist unfähig, die Liebe zu fühlen, die uns ständig in mannigfacher Form umgibt. Sie ist das Leben, die große, gött­liche Selbstverständlichkeit, aber sie offenbart sich uns, wo und wie sie will, nicht aber wie und wann wir es wollen. Wenn wir meinen, die Liebe müsse so oder so sein, sich auf diesen Menschen oder jene Situation beziehen, wenn wir sie an Vor­stellungen, Bedingungen oder Forderungen zu fesseln ver­suchen, verläßt sie uns und taucht, in Leid verwandelt, wieder auf, um uns unseren Fehler bewußt zu machen.

 

Im Chicory-Syndrom meint man, man könne sich Liebe durch Wohltaten verdienen oder durch Psychoterror erzwingen; und wenn dies nicht gelingt, reagiert man mit Mitleid oder Selbst­mitleid, Wehleidigkeit oder Hilflosigkeit, Selbstaufopferung oder Erpressung, Beleidigtsein oder Eifersucht.

 

Wenn wir solche Symptome an uns feststellen (jeder Mensch hat etwas »Chicory im Blut«), sollten wir wachsam werden und sie als Zeichen einer inneren Entgleisung werten. Wir brauchen nur in den Spiegel zu blicken, den uns die Men­schen, die wir lieben, vorhalten: Nur, wenn sie gerne zu uns kommen und wenn wir sie so frei wieder gehen lassen kön­nen, wie sie wollen, ist unsere Liebe gut.

 

Besonders Eltern, die sich beklagen, daß sich ihre Kinder nicht mehr bei ihnen sehen lassen, sollten, statt ihnen Vor­würfe zu machen, den Fehler dafür zunächst bei sich selbst suchen. Denn kein Kind verläßt Eltern, von denen es gut und liebevoll behandelt wird. Immer sind die Eltern es, die ihre Kinder aus dem Haus treiben, indem sie ihre Liebe an Be­dingungen knüpfen oder ihnen das Leben durch Vorwürfe, Herrschsucht oder Gejammer vergällen. Aber auch Kinder, die sich als Gefühlstyrannen aufspielen und unersättlich Zuwen­dung fordern, weisen darauf hin, daß sie unter einer Chicory­Mentalität aufgezogen wurden; meistens können sie erst frei werden, wenn sich die Eltern ändern oder wenn sie mit ihnen keinen Kontakt mehr haben.

 

Häufige Kombinationen mit anderen Mitteln

Centaury (8+4): Selbstsüchtige Aufopferung

Heather (8+14): Die Sucht, geliebt und beliebt zu sein

Holly (8+15): Haß-Liebe

Honeysuckle (8+16): Trauer bei Liebesverlust

Mimulus (8+20): Ängstliches Anklammern

Mustard (8+21): Depressionen durch unerfüllte Liebe

Oak (8+22): Hartnäckig-aufdringliche Fürsorge oder Liebe

Red Chestnut (8+25): Die totale Selbstaufopferung

White Chestnut (8+35): Zwanghafte Liebesgedanken

Willow (8+38): Verbitterung bei Ablehnung oder Undank