Nr. 5: CERATO - Die Intuitionsblüte

 


Kraftformel:

Ich traue mir.

Ich achte meine ersten Einfälle.

Ich entscheide selbst.

 

Kurze Charakteristik

Für unsichere Menschen, die nicht wissen, wie sie handeln sollen, und deshalb ständig andere um Rat fragen.

 

Einsatzbereich

Zur Basisbehandlung bei: Unter­entwickelter Selbst-Bewußtheit, Un­sicher­­heit, Unselb­ständig­keit, Un­mündig­keit, Instinktlosigkeit.  Alle krankhaften Störungen, die mit Unsicherheit oder Ratlosigkeit einher­gehen oder davon ausgelöst wurden. Im täglichen Leben bei: Ratlosigkeit, Orientierungslosigkeit.

 

Ursprung und Bild des Cerato-Syndroms

Die Anlage besteht in dem Wunsch, alles richtig zu machen, und – bedingt durch ein schwaches Selbstwertgefühl – dem Bedürfnis, sich einer Autorität unterzuordnen.

 

Bei harmonischer Entwicklung entsteht daraus ein Mensch, der hohe Ansprüche an sich stellt und sich stets um das Richtige bemüht. Weil er dabei sehr gewissenhaft vorgeht und nichts unternimmt, ohne es genau studiert und überprüft zu haben, unterlaufen ihm so gut wie nie Fehler – und falls dies doch einmal vorkommt, so kann man ihm jedenfalls des­wegen keine Vorwürfe machen, denn besser hätte es auch sonst niemand machen kön-

nen. Da er außerdem die Fähigkeit besitzt, sich reibungslos in die bestehenden Machtstrukturen einzuordnen, achtet er mit sicherem Instinkt darauf, daß er, ohne die objektiv richtige Norm zu verletzen, auch die Er­war-tungen derer erfüllt, die die Macht haben. Wenn er reli­giös veranlagt ist, spielen für ihn höhere, spirituelle Werte eine wichtige Rolle, und er bemüht sich mit natürlicher Frömmigkeit, diesen gerecht zu werden. So genießt er objektiv das Wohlwollen der sozialen Gemeinschaft, seiner Vor­gesetzten oder seiner Erzieher und hat subjektiv das beruhigende Gefühl, »Gott« und der Welt sein Bestes zu geben.

 

Unter ungünstigen Umständen kann sich der Wunsch, immer alles richtig zu machen, zu einer totalen Unsicher-

heit über­stei­gern. Dann weiß der Cerato-Mensch nicht mehr, was er tun soll, traut der eigenen Meinung und seinem Instinkt nicht mehr, fragt ständig um Rat, läßt sich hin- und herschicken, irrt suchend umher, tut dies oder jenes halbherzig und verliert immer mehr sein Selbstvertrauen.

 

In diesem Zustand hat er keine geistige Orientierung mehr; statt seiner inneren Stimme und Intuition zu folgen, hängt er sich ins Schlepptau starker, selbstbewußter Persönlichkeiten und verzichtet auf eigene Mündigkeit. Dabei ist er allerdings tief frustriert, weil er nicht nur fühlt, daß er unerwachsen bleibt, sondern weil er auch immer wieder feststellen muß, daß der Rat, den man ihm gegeben und den er gegen sein eigenes Gefühl befolgt hat, falsch war.

 

Wirkungsrichtung der Cerato-Essenz

Cerato ist das Mittel gegen Unsicherheit. Es verbessert die Be­ziehung zur »inneren Stimme« und gibt mehr Zutrauen zur eigenen Meinung, so daß man so handeln kann, wie man ei­gentlich will. Cerato fördert das Erwachsenwerden und die geistige Selbständigkeit bei Menschen (vor allem Kindern), die, statt ihre Probleme selbst zu lösen, sich immer gleich von jemandem helfen lassen. Es verbessert die Fähigkeit, zwi­schen »gut« und »böse« bzw. »richtig« und »falsch« zu unter­scheiden.

 

Psychologisch-therapeutische Anmerkungen

Die Grundmotivation des Cerato-Menschen besteht in dem Wunsch, immer richtig zu handeln, sein Problem ist es, daß er nicht weiß, was das Richtige ist, und sein Fehler, daß er meint, andere könnten es ihm sagen. Statt in sich selbst hinein zu horchen und seiner eigenen Meinung zu trauen, fragt er über­all herum, was er tun soll, und muß dann immer wieder frus­triert feststellen, daß er falsch beraten wurde.

 

Das kann auch nicht anders sein, denn das Richtige (die »Wahrheit«) ist kein allgemeingültiges Faktum, das wir von anderen Menschen erfahren können, sondern ein ganz und gar persönliches und augenblicksbezogenes Phänomen, das uns nur unsere »innere Stimme« vermittelt. Diese besteht aus der Gesamtheit unser Gefühle, Wahrnehmungen, Eingebun­gen und Erkenntnisse und versucht ständig, uns auf den Weg zu führen, der für uns persönlich richtig ist.

 

Der Cerato-Mensch aber traut seiner inneren Stimme nicht, weil er beeinflußbar und sympathiebedürftig ist und es allen recht machen will. Seine Veranlagung hat zwar den Vorteil, daß er sich niemanden zum Feind macht, unter ungünstigen Umständen – nämlich dem Cerato-Syndrom – aber den großen Nachteil, daß er seinen eigenen Maßstab verliert und am Ende gar nicht mehr weiß, was er tun soll.  Diese Schwäche wird durch die übliche Erziehung noch ver­stärkt, da sie – auf Absicherung der bestehenden Machtver­hältnisse ausgerichtet – die Individualität des Menschen weitgehend beschneidet. Schon das kleine Kind muß ja ler­nen, seine persön-lichen Bedürfnisse der Allgemeinheit zu opfern und fremde Massennormen an die Stelle seines ei­genen Werte-systems zu setzen. Obendrein flößt ihm die »christliche« Kultur, indem sie Verzicht und Selbstbe­schul­digung propagiert und den Menschen zur moralischen Miß­geburt abstempelt, ein so tiefes Mißtrauen sich selbst gegen­über ein, daß er es kaum noch wagt, gut zu finden, was ihn erfreut, und abzulehnen, was ihn leiden läßt.

 

Es gibt zwar Menschen, deren seelische Struktur so genau der gesellschaftlichen Norm entspricht, daß sie pro-

blemlos ins so­ziale Schema passen und immer genau wissen, was sie tun müssen. Der Cerato-Mensch aber be-

sitzt trotz seiner Abhäng­ig­keit vom allgemeinen Wohlwollen eine ausgeprägte Indivi­dualität, die ihn bis zu einem gewissen Grade auf eigene Wege und in einen Konflikt mit dem treibt, was üblich ist und von ihm erwar-

tet wird. So ist er oft tief verunsichert und wagt nur dann zu handeln, wie er eigentlich möchte, wenn man ihn dazu ermutigt. Da dies aber relativ selten vorkommt, ist er meist blockiert und neigt in seiner Verunsicherung dazu, den erstbesten (bzw. erstschlechtesten) Rat zu befolgen.

 

Im Grunde sind Menschen mit Cerato-Veranlagung große Wahrheits­sucher; sie machen nur den Fehler, an der falschen Stelle zu suchen: bei anderen Menschen statt in sich selbst. Sie brauchen mehr Vertrauen in ihr natür-liches Empfinden, ihre Gefühle und Erkenntnisse und sollten sich immer wieder klarmachen, daß »gut« und »richtig« nur relative Begriffe sind und für uns erst dann einen Sinn bekommen, wenn wir sie auf uns selbst beziehen.

 

Die entscheidende Frage unseres Lebens lautet daher nicht: »Wie mache ich es allen recht?« oder «Was ist das absolut Richtige?», sondern: «Was ist für mich persönlich richtig, und wie finde ich es?» Je aufmerksamer wir auf die Zeichen ach­ten, die uns Seele und Körper in Form von Freude oder Leid geben, desto klarer wissen wir es.

 

Sich beraten zu lassen, ist nur dann nützlich, wenn man nicht mehr weiterkommt und wenn man sich an die richtige Stelle wendet. Cerato-Menschen aber suchen meist Rat, ohne ihn wirklich zu brauchen und ohne sich zu vergewissern, ob der Ratgeber überhaupt kompetent ist. Dieser Gewohnheit sollten sie bewußt zu widerstehen suchen und lieber einen Mißerfolg riskieren. Eigene Fehler sind besonders lehrreich, weil sie nicht nur den Verstand, sondern auch das Gefühl ansprechen. Und: für einen selbst gemachten Fehler geradezustehen, gibt Charakterkraft, für die schlechten Ratschläge anderer zu büßen, ist jedoch frustrierend.

 

Übrigens findet man in der Nähe von Cerato-Menschen fast immer auch ihr Gegenstück: die notorischen Rat-

geber (die Vervain- oder Vine-Typen), die gerne in das Leben anderer eingreifen. Ihre – natürlich wohlgemeinten – Ratschläge schädigen den Cerato-Menschen, weil sie seine Unfähigkeit, aus Instinkt oder Einsicht zu handeln, verstärken.

 

Eigentlich sollte man Cerato-Menschen, die immer fragen, was sie tun sollen, ausdrücklich und, wann immer es vertret­bar ist, Rat und Unterstützung verweigern, damit das Leben sie in die Lehre nehmen kann. Nicht umsonst heißt es: «Aus Schaden wird man klug!«

 

Häufige Kombinationen mit anderen Mitteln

Centaury (5+4): Hörigkeit durch Persönlichkeitsschwäche

Chestnut Bud (5+7): Ratlosigkeit aus Unaufmerksamkeit

Larch (5+19): Unsicherheit durch Minderwertigkeitsgefühl

Mimulus (5+20): Ängstliche Unsicherheit

Pine (5+24): Unsicherheit aus Angst vor schlechtem Gewissen

Rock Water (5+27): Geistige Hörigkeit mit Selbstvergewaltigung

Scleranthus (5+28): Unsicherheit mit Entscheidungsschwäche

Star of Bethlehem (5+29): Verunsicherung durch Schockerlebnis

Walnut (5+33): Unsicherheit durch Beeindruckbarkeit

Wild Oat (5+36): Unsicherheit durch mangelndes Lebenskonzept