Nr. 11: ELM - Die Verantwortungsblüte


Kraftformel:

Ich tue, was ich kann.

Ich bekomme Hilfe.

Ich schaffe es.

Kurze Charakteristik

Für Menschen, die sich plötzlich einer großen Aufgabe oder Ver­antwortung nicht mehr gewachsen fühlen.

 

Einsatzbereich

Zur Basisbehandlung bei: Leistungs­krisen, unkon­trolliertem Ehrgeiz, streßerzeugendem Fehlverhalten, akuten Erkran­kungen.  Alle krankhaften Störungen, die mit plötzlicher Versagens­angst oder akutem Überforderungs-gefühl einhergehen oder davon ausgelöst wurden. Im täglichen Leben bei: Leistungs-Streß, plötzlichem Über-

forderungsgefühl, drohendem Zusam­menbruch, akuten Erkran­kungen.

 

Ursprung und Bild des Elm-Syndroms

Die Anlage des Elm-Menschen besteht in einem hohen, ver­antwor­tungsvollen Leistungsanspruch mit einer Tendenz, bis an die Grenze der Belastbarkeit zu gehen.

 

Bei harmonischer Entwicklung entsteht daraus ein ausge­sprochen leistungsfähiger und -bewußter Mensch, der sich von großen oder verantwortungsvollen Aufgaben angezogen fühlt. Sein Leben ist immer auf irgendwelche hohen Ziele oder Leistungen ausgerichtet, die sozialer, sportlicher oder geistiger Natur sein können. Daher findet man ihn meistens in einer bestimmenden oder herausragenden Position, zum Bei­spiel als Mutter, die immer für ihre Kinder da ist; als Chef, von dem das Wohl der ganzen Firma abhängt; als Politiker, der sein Leben in den Dienst seines Volkes stellt, aber auch als anonymer »Einzelkämpfer«, der seine ganze Kraft in eine selbstgestellte Aufgabe investiert. Obwohl er sich dabei nicht schont und stets mit vollem Einsatz arbeitet oder kämpft, achtet er doch klug darauf, sich nicht mehr zuzumuten, als er tatsächlich leisten kann. Darin liegt das Geheimnis seiner Er­folge.

 

Unter ungünstigen Umständen verliert der Elm-Mensch in seinem Wunsch nach Hochleistung das richtige Maß und fordert sich »ohne Rücksicht auf Verluste« bis zu jenem Punkt, an dem seine Reserven erschöpft sind und er zusammenzu­brechen beginnt. Das Elm-Syndrom betrifft genau jenen Zu­stand, in dem »seine Knie weich werden« und er mit einer gewissen Verzweiflung feststellt, daß er nicht mehr weiter kann. Dies bezieht sich allerdings weniger auf seine körper­liche als auf seine psychische Leistungsfähigkeit: er hat ein­fach nicht mehr die innere Kraft, den bisherigen, selbst ver­ursachten Streß durchzuhalten. Dies ist ein entscheidender Moment, der schwerwiegende Folgen haben kann. (Er ent­spricht jener Phase in einer Krankheit, in der der Körper nach hitzigem Abwehrkampf plötzlich alle Kraft verliert und zu versagen droht.) Da der Elm-Mensch aber von Natur aus stark ist, pflegt er sich nach einiger Zeit wieder zu fangen. Aller­dings lernt er nur selten etwas daraus; normalerweise macht er weiter wie bisher und gerät daher früher oder später wieder in dieselbe Gefahr.

 

Wirkungsrichtung der Elm-Essenz

Elm ist das Notfallmittel bei drohendem (meist psychischem) Zusammenbruch. Es reduziert psychischen Streß oder Leis­tungsdruck und setzt blockierte Kräfte frei, so daß man wei­ter­kämpfen kann. Rechtzeitig bei größeren Belastungen ge­nommen, verhindert es einerseits, daß man sich selbst über­fordert oder künstlich streßt, und erhöht andererseits die per­sönliche Leistungsfähigkeit. Bei schweren, vor allem plötzlich aufgetretenen Krankheiten sollte es immer gegeben werden, weil es zusätzliche Kräfte mobilisieren kann.

 

Psychologisch-therapeutische Anmerkungen

Das Elm-Prinzip besteht, wenn es positiv ausgeprägt ist, darin, mit großer Kraft und Einsatzbereitschaft laufend die eigene Lei­stungsfähigkeit nicht nur bis zur äußersten Grenze auszu­loten, sondern auch ständig zu erweitern. Damit entspricht es einem grundlegenden Naturprinzip, ohne das Leben nicht mö­g­lich ist: Dem Wachstum. Ein wachsender Organismus löst ja gewissermaßen laufend seine Erscheinungsformen und Zu­stände auf und ersetzt sie durch neue, bessere und fortge­schrittenere.  Alles Gewordene und Geformte will für immer so bleiben, wie es gerade ist. Um es zu verändern und seine natürliche Träg­heit zu überwinden, muß man eine gewisse Gewalt anwenden, das heißt, Energie aufwenden, von deren Menge es wiederum abhängt, in welchem Ausmaß Veränderung, Wachstum und Fortschritt möglich sind.

 

Hierin liegt die Stärke des Elm-Menschen. Wo andere sich träge im Rahmen des Gewohnten halten und sich kaum richtig fordern, treibt ihn seine Veranlagung ständig zu maxi­malem Krafteinsatz; daraus ergeben sich hohe Leistung und starkes persönliches Wachstum. Kraft hat aber (wie alles in unserer Welt), wenn sie falsch dosiert ist, eine negative Potenz. Während wir, wenn sie zu gering ist, verkümmern, erzeugt sie Streß oder zerstört uns, wenn sie übermäßig wird.

 

Streß entsteht also dadurch, daß unser Organismus mehr Energie mobilisiert, als er sinnvoll umsetzen kann. Streß er­zeugt einen schädlichen inneren Überdruck (zum Beispiel beim Bluthochdruck, Schlaganfall oder Herzinfarkt) oder führt zu unkoordinierten, sinnlosen Handlungen. Im Grunde be­deutet er eine Fehlreaktion: Angesichts einer Herausforde­rung oder Gefahr verlieren wir den Überblick, welche Ener­giemenge wir zu ihrer Bewältigung benötigen, und reagieren zu stark.

 

Während der Grund hierfür meistens in Angst besteht, die die Gefahr übertrieben groß erscheinen läßt und ein angemesse­nes Verhalten verhindert, sind es beim negativ entwickelten Elm-Menschen übergroßer Ehrgeiz und Leistungswille, die ihm den klaren Blick für das rechte Maß trüben und ihn in Streß versetzen. Er ist wie ein Siedler, der dem Urwald in maßloser Besitzgier ein zu großes Stück Land abzutrotzen versucht, von einem bestimmten Punkt an aber nicht mehr weiterkommt, seine Kräfte im verzweifelten Kampf gegen die Naturgewalt erschöpft und schließlich Gefahr läuft, alles wieder zu verlieren. Was ihm eine schöne Existenz sichern könnte, nämlich seine große Kraft und Einsatzbereitschaft, ruiniert ihn, weil er sie unmäßig und unsinnig anwendet.

 

Stressige Elm-Zustände kennt übrigens jeder von uns in ir­gendeiner Form. Üblicherweise meinen wir, äußere Umstände seien schuld daran. Tatsächlich ist es aber in erster Linie unsere eigene Unfähigkeit, mit der Lebensrealität und unserer Leistungsfähigkeit richtig umzugehen. Wir geraten in Streß, weil wir die Situation falsch einschätzen, uns zuviel vorneh­men oder uns auf einen nie zu gewinnenden Kampf gegen unser Schicksal einlassen. Dann geraten wir schließlich an jenen Punkt, an dem wir merken, daß wir uns übernommen haben, daß »die Augen größer waren als der Magen«, und versuchen, die ganze Last wieder abzuwerfen.

 

Bei Elm-Menschen sind diese Versagensgefühle besonders vehement und kraftvoll. Sie gleichen den Blitzen, die einem sich zusammen­brauenden Gewitter vorangehen, bedeuten aber bei ihm noch nicht die endgültige Katastrophe.

 

Sie sind vielmehr Warnsignale seiner Psyche, die so erfolgs­gewohnt ist, daß sie schon bei den ersten Behinde-rungen (und nicht erst beim Zusammenbruch) Alarm schlägt. Sie übertreibt gewissermaßen die Gefahr, um eine rechtzeitige Kehrtwendung sicherzustellen. So nimmt der Elm-Mensch seinen Zusammenbruch im Geiste vorweg - dies allerdings in realistischer Intensität - und hat dadurch die Möglichkeit, seine Haltung noch rechtzeitig zu ändern. Nur selten tritt die Katastrophe tatsächlich ein. Meistens gelingt es ihm aus dem Gefühl seiner Ohn-

macht heraus, sein Ziel anders, das heißt machbar, zu definieren oder eine erfolgversprechendere Tak­tik zu finden. Am Ende sieht man ihn dann wieder unver­drossen weiterkämpfen, denn seine Reserven sind sehr groß.

 

Da diese Streß-Zustände aber viel Kraft kosten und Leid ver­ursachen, wäre es besser, wenn Menschen mit der Elm-Mentalität ihren Ehrgeiz kritischer sehen, auf ihre persön­lichen Grenzen sensibler achten und sich mit dem zu­frie­dengeben würden, was ihnen das Leben gibt und gestattet. Wenn sie die Zeichen beachten, die die begin-

nende Über­forderung signalisieren: Befürchtungen, Zweifel, Konzen­trations- und Schlafstörungen, Verspan-nungen, Unlust- und Unzulänglichkeits­gefühle, Gereiztheit, Versagensängste, Überempfindlichkeit, können sie im richtigen Moment von ihrem Vorhaben ablassen oder beginnen, es anders zu be­treiben – zumindest aber eine Denkpause einlegen. Der Organismus kann fast jeden Streß verkraften, wenn er sich zwischendurch erholen kann, und braucht gerade bei großen Aufgaben ausreichende Ruhe- und Entspannungspausen (die durch Autogenes Training, Yoga oder ähnliche Übungen intensiviert werden können).

 

Grundsätzlich wäre es am besten, wenn der Elm-Mensch seinen selbstauferlegten Leistungszwang so weit reduzieren würde, daß er ihm auf lange Zeit gewachsen ist – wie es der erfahrene Lang­streckenläufer tut, der seine Geschwindigkeit nur so hoch wählt, daß er sie auch auf lange Distanzen durch­halten kann. Denn alle Lebenskunst beruht darauf, seine Ziele und Wünsche solange mit ganzem Einsatz zu verfolgen, wie Aussicht auf Erfolg besteht, davon aber ohne Verbitterung oder Enttäuschung abzulassen, sobald sie sich als unerreich­bar erweisen.

 

Häufige Kombinationen mit anderen Mitteln

Cherry Plum (11+6): Am Ende der psychischen und physischen Belastbarkeit

Gentian(11+12): Überforderungsgefähl mit Mutlosigkeit

Gorse (11+13): Plötzliche Hoffnungslosigkeit durch Überforderung

Hornbeam (11+17): Akute Leistungskrisen

Larch (11+19): Plötzlicher Verlust des Selbstvertrauens

Mimulus (11+20): Plötzliche Versagensangst

Oak (11+22): Überforderung durch Leistungszwang

Olive (11+23): Schwere körperlich-seelische Erschöpfung

Rock Rose (11+26): Panik durch Streß

Star of Bethlehem (11+29): Zusammenbruch durch seelische Erschütterung

Sweet Chestnut (11+30): Verzweiflung durch Überforderung